Duisburg. Der Hafen Rotterdam ist nach Shanghai und Singapur der drittgrößte Hafen der Welt. 441 Millionen Tonnen wurden im vergangen Jahr umgeschlagen. „Rotterdam ist die Drehscheibe. Der Hafen Duisburg ist strategisch wichtig, um die Güter ins Hinterland zu bringen“, so Hafensprecher Minco van Heezen.
In Rotterdam, rund 50 Kilometer vor den Toren der Stadt, spielt die Globalisierung Tetris. Riesige Stapler bugsieren Container vom Schiff ins Terminal, beladen Lkw oder erneut Schiffe. In den Hafenbecken liegen dicke Pötte vor Anker, sie bringen Orangensaftkonzentrat aus Südamerika, TV-Geräte aus China, Kleidung aus Bangladesch und Erze aus Brasilien. Rotterdam gehört zu den fünf größten Seehäfen der Welt. Seinen Aufschwung erlebte der Hafen auch durch die Industrialisierung im Ruhrgebiet. 441 Mio. Tonnen Güter wurden hier im vergangenen Jahr umgeschlagen – und der Hafen wächst weiter. Ein Besuch.
Seit 2008 trotzen die Niederländer der Nordsee Land ab, haben das Gebiet „Maasvlakte II“ aufgeschüttet. 2000 Hektar neue Industriefläche ist entstanden. Der Plan ist weit in die Zukunft gedacht, er soll den Flächenbedarf bis 2030 sichern. „Der Vorteil ist, dass die Schiffe nicht mehr weit in den Hafen reinfahren müssen“, beschreibt Hafen-Sprecher Minco van Heezen den Vorteil. Draußen auf dem Meer gibt es eine Fahrrinne mit rund 24 Metern Tiefgang. „Die Schiffe werden immer größer, dem tragen wir Rechnung.“ Einige Flächen sind bereits vermarktet, auf der „Maasvlakte“ haben bereits Container-Terminals eröffnet. „Rotterdam ist die Drehscheibe. Der Hafen Duisburg ist für uns strategisch wichtig, um die Güter ins Hinterland zu bringen“, betont van Heezen.
Rötliche und schwarze Ware für Thyssen-Krupp
Der Dintelhaven ist eine Hafenwelt für sich. Hier lagern tonnenweise Erz - und Kokskohlen, aufgeschüttet zu großen Bergen. Die braun-rötliche oder schwarze Ware ist für Thyssen-Krupp und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg bestimmt – der „Ertsoverslagbedrijf Europoort CV“ ist eine Tochterfirma der beiden Stahlproduzenten. Pro Woche legen durchschnittlich drei große so genannte Bulkcarrier am Hafenkai an. Wenn eines der Schiffe den Hafen erreicht, ist es jedes Mal ein kleines Spektakel, den Pott sicher zu seinem Liegeplatz zu bringen. „Die Berge Stahl wird schon 60 Kilometer vor Rotterdam von Lotsen gesteuert und von drei Schleppern an die Pier gezogen“, erklärt Geschäftsführer Horst Steinhoff. Die Schüttgut-Schiffe bringen Nachschub, bis zu 350 000 Tonnen pro Ladung. Das ist umgerechnet das Gewicht von 400 000 Autokarossen. Riesige Greifer schaufeln das Erz und die Kohlen auf andere Boote – oder lagern die Rohstoffe als Erz- und Kohleberge. Bis zu vier Tage dauert es, bis die Ware, die mehrheitlich aus Brasilien kommt, gelöscht ist.
Das rund 100 Hektar große Gelände erinnert an eine Mondlandschaft – karg, staubig, Erz- und Kohlehügel ragen hervor. Riesige Kräne und Bagger sind im Hintergrund am Rand des Wassers erkennbar. Nur die Möwen, die gäbe es auf dem Mond wohl nicht. Die Tiere machen den Mitarbeitern des „Ertsoverslagbedrijf Europoort CV“ das Leben schwer. Sie nisten nämlich ausgerechnet auf den Erzbergen. „Früher gab’s hier ja keine Industrie, da waren die Möwen überall. Jetzt kommen sie wieder und sitzen überall, egal, welcher Betrieb jetzt hier arbeitet“, erklärt Minco van Heezen das kuriose Bild.
„Das da ist Carajas Sinterfeed, dies sind Tubarao Pellets, die andere Sorte heißt Carol Lake“, erklärt Horst Steinhoff und zeigt auf die Erzberge. Aus Duisburg bekommt die Firma gemeldet, welche Rohstoffe für die Produktion benötigt und als nächstes verschifft werden müssen. Dann wird die gewünschte Ware auf Leichter umgeschlagen. Das Unternehmen„Thyssen Krupp Veerhaven B.V.“ betreibt die Schubboot-Flotte, die jeden Tag, 365 Tage im Jahr, zwischen Rotterdam und Duisburg pendelt. „Wasserbüffel“, heißt eines der Schiffe, „Nashorn“ ein anderes. Bis zu sechs Schubleichter können diese Schubboote vor sich herschieben. Kapitän Bertus Steneker steuert den 270 Meter langen und 23 Meter breiten Schubverband. Er steht oben an Deck, atmet einen Moment durch und schaut auf „sein“ Schiff: „Man macht sich besser keine Gedanken, dass man gerade mit einem zweistelligen Millionen Euro-Betrag durch die Landschaft fährt.“ Die Binnenschifffahrt findet er ideal. „Auf See ist man zu lange von seiner Familie getrennt.“