Ein eigenes Schiff, das war schon immer sein Traum. Als Jugendlicher machte Walter Moser eine Ausbildung zum „Schiffsjungen“ und heuerte auf Binnenschiffen an. Vor fünf Jahren übernahm er die „Rheinfels“ und bietet Hafenrundfahrten an. Über den Hafen kennt er manche Anekdote.
Walter Moser blickt auf den Rhein vor sich. Er steht am Steuerrad der „Rheinfels“ und genießt den Augenblick. Der Chef der „Ruhrorter Personenschifffahrt“ dreht in der Saison täglich seine Runde – Moser bietet Hafenrundfahrten an. Abfahrt: Steiger Schifferbörse.
Lendita Osmani und ihre Tochter Rona sind Duisburger. „Eine Hafenrundfahrt haben wir noch nie gemacht“, verraten die beiden Walsumerinnen und suchen sich einen Platz auf dem Sonnendeck – für herrliche Panoramafotos. Als alle sitzen – „festhalten, gleich geht’s auf den Rhein“ – hebt Moser aus seinem Führerstand die Stimme. Er beschreibt, was die Gäste links und rechts sehen. Am Ufer des Eisenbahn-Bassin blinzeln ein paar Angler in die Sonne. Es ist einer der letzten schönen Herbsttage für dieses Jahr. Die Rheinfels macht ordentlich Wellen, am Yachthafen schaukelt die „Kleine Brise.“ „Eigentlich sollte hier schon längst die Waterfront stehen. Aber wie Sie sehen, sehen Sie nichts.“
Vor fünf Jahren hat Moser das Fahrgastschiff von Rolf Karmineke übernommen. Ein eigenes Schiff, das war schon immer sein Traum. Aber auch die Waterfront spielte bei seinen Überlegungen eine Rolle. „Ich denke, wenn sich das mal entwickelt, dann kommen automatisch viele Gäste nach Ruhrort.“ Er seufzt. In diesem Geschäft braucht man einen langen Atem.
Ursprünglich wollte der gebürtige Mannheimer als Jugendlicher lieber Kfz-Mechaniker werden. Doch da es in dem Bereich kaum Lehrstellen gab und seine Mutter in der Zeitung etwas über den Beruf des Binnenschiffers las, zog er als 16-Jähriger nach Duisburg und machte eine Ausbildung zum „Schiffsjungen.“ Später fuhr er viele Jahre für Haniel auf Binnenschiffen den Rhein rauf und runter. Doch statt Kohle, Erz und andere Güter zu transportieren, wollte er lieber in die Personenschifffahrt wechseln. „Nicht jeder Binnenschiffer ist auch fürs Fahrgastschiff gemacht. Man muss einen Draht zu den Leuten haben. Die sind meine Chefs.“
Den Schritt nach Duisburg hat Moser nie bereut. „Das ist meine Heimat geworden, man muss die Stadt nur schätzen lernen.“ Und weil er sich für die Stadt und, mehr noch, für den Hafen interessiert – „ich bin schließlich jeden Tag hier“ – hat der 48-Jährige für seine Fahrgäste viele Fakten und die eine oder andere Anekdote parat.
Das Boot dreht und fährt Richtung Homberg in den Stadthafen. „Offiziell heißt der ja Bundesfiskalischer Hafen“, klärt er auf. Dann weist der die Rundfahrtenteilnehmer auf ein besonderes Denkmal hin. Es ist ein Brückenteil der alten Homberger Brücke. Farbton RAL 5002. Sattes Blau – theoretisch. Von der Sonne ist es ein bisschen ausgeblichen. „Die Anker, die dort liegen, könnte man übrigens kaufen“, verrät Moser – und schiebt lächelnd hinterher: „Die muss man aber erstmal da weg bekommen, die wiegen um die 1200 Kilo.“ Solche Details mögen seine Zuhörer. Beim Blick in den Werfthafen, dem ersten Hafenbecken, bekommt die Industrie-Kulisse glatt ein bisschen Glamour. „Filmemacher lieben diesen Teil, hier wurden auch Aufnahmen für den Schimanski gemacht.“
Nach zwei Stunden ist die Rundfahrt beendet. Viele Auswärtige freuen sich, dass sie so viel über Duisburg erfahren haben. Und auch Lendita und Rona Osmani haben ihre Heimat noch einmal ganz neu kennen gelernt. Moser schippert weiter, zum Liegeplatz am Vinckekanal. Auf den letzten Metern hat er den Hafen ganz für sich.