Neuenkamp. .

Hans Haese überlegt nicht lange. Ein Wort mit „Zeit“ soll ihm einfallen. „Mittagszeit“, sagt er prompt. Die anderen rufen rein: „Freizeit“ oder „Traumzeitfestival“. Britta Tüffers-Schrey, Leiterin des Dietrich-Krins-Weber-Zentrum in Neuenkamp, notiert alle Gedanken. Sie leitet das wöchentliche Gedächtnistraining. Denksportaufgaben und Lieder, „die fordern das Langzeitgedächtnis“, wechseln sich ab. Und so singen alle zum Beginn erst einmal: „Die Gedanken sind frei.“ In dieser Woche ist die Runde sogar ein bisschen größer. Das Begegnungs- und Beratungszentrum des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes lädt alle Neuenkamper und Kaßlerfelder zu einer „Woche der offenen Tür“ und präsentiert seine Angebote. Ein paar Neue sind hinzugekommen. Gedächtnistraining kann nicht schaden.

„Ich bin gespannt, was mich hier erwartet“, sagt Christel Visser. Klaus Ingendahl rätselt gerne, vor allem mag er „Neunmalklug“ aus der WAZ-Wochenendbeilage. Aber auch für anderen Denksport ist er zu haben. Und Hans Haese freut sich, dass er nicht immer der einzige Mann in der Runde ist. Haese hat ein konkretes Anliegen: Er will sein Kurzzeitgedächtnis trainieren. Früher hat er als Clown und Zauberer gearbeitet. Kleine Illusionen und Kartentricks waren seine Spezialität. Auf Geburtstagen und Festen quer durch die Republik ist er aufgetreten. „Am Ende habe ich mich sogar auf ein Programm vorbereitet, das mit Mathekünsten zu tun hatte. Ich war kurz davor, aufzutreten.“ Doch dann machte ihm ein schwerer Schlaganfall einen Strich durch die Rechnung. Die Erinnerung - futsch. Nun nimmt er regelmäßig am Gedächtnistraining teil, damit ihm die Gedanken wieder einfallen. Aber Spaß soll es natürlich auch machen.

Hildegard Dietrich ist seit 16 Jahren dabei und damit die Dienstälteste. „Wichtig ist die Gesellschaft“, findet die 82-Jährige. Und, naja, manchmal vergesse sie eben etwas. „Aber, wer tut das nicht.“ Den Termin kann sie sich immer merken. „Schön ist an Neuenkamp, dass man sich kennt. Früher kannte ich jeden“, erzählt Karina Schmidt. „Jetzt nur noch jeden Zweiten.“

Die Übungen hat sich Britta Tüffers-Schrey ausgedacht. Die Senioren sollen Zeitungsartikel auswerten, zwischendurch erzählen, was sie morgens gemacht haben und sich wieder an die Zeitung erinnern. Den Teilnehmern macht’s Spaß. Und vielleicht fallen Hans Haese ja bald seine Tricks wieder ein.