Die Mehrheit der Deutschen, sie wäre wohl mit einer Großen Koalition aus CDU und SPD in Berlin einverstanden. Doch was wollen die Mitglieder der SPD? Heute tritt an der Spree der Bundestag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Hans Pflug, der dem Parlament nach drei Perioden erstmals nicht mehr angehört und der am Wochenende in Berlin am Konvent für die Duisburger SPD teilgenommen hat, spricht von einer 50:50-Stimmungslage der Mitglieder: „Natürlich muss die SPD in dieser Koalition mit einem flächendeckenden Mindestlohn und dem Ende von befristeten Arbeitsverhältnissen für mehr Solidarität in dieser Gesellschaft sorgen,“ sagt er. Natürlich dürfe diese Koalition keine sozialen Einschnitte beschließen und umsetzen. Mit der Union sei das zu machen, weswegen er keine „unüberbrückbaren Hindernisse“ für einen gemeinsamen Weg der beiden Parteien sieht. Wie er aber auch keine Alternative dazu sehe. Am Ende der Koalitionsverhandlungen, zum Jahresende, würden ohnehin die SPD-Mitglieder entscheiden.

Pflugs Nachfolger im Nord-Wahlkreis, Mahmut Özdemir, wie auch MdB-Kollegin Bärbel Bas aus dem Duisburger Süden indes sind trotz des Votums des Parteikonventes, skeptisch, dass am Ende ein tragfähiger Kompromiss herauskommen werde. Da gebe es einfach zu viele Gräben und Grundsätze, bekunden sie gegenüber der NRZ. Es bleibe abzuwarten, wie man diese politisch überbrücken wolle. Bas: „Nur Mindestlohn beschließen, das wird nicht ausreichen! Ganz zu schweigen, dass mit dieser Vokabel noch nicht geklärt ist, was für ein Mindestlohn das werden soll - flächendeckend oder unterschiedlich in Ost und West.“ Für eine Große Koalition müsse deutlich mehr Subtanz her, als die 10-Punkte des Parteikonvents jetzt hergäben:. „Dort ist mir noch viel zu viel von Prüfaufträgen die Rede.“ Sie wolle zudem die doppelte Staatsbürgerschaft wie auch die Reform der Pflegeversicherung mit in dem Koalitionsvertrag stehen haben. Ob das klappt?

Große Skepsis auch bei Mahmut Özedmir, Deutschlands jüngstem Abgeordneter in Bundestag, gewählt im Nordkreis von Duisburg: Natürlich müsse man Kompromisse machen und verhandeln, doch wenn am Ende wieder nun der kleinste gemeinsame Nenner ohne sozialdemokratische Handschrift herauskomme, dann habe diese Koalition bei der Mitgliedschaft keine Chance. Falsch finde er zudem, von vorneherein Bündnisse auszuschließen, ein Bündnis mit den Linken und den Grünen: „Es gibt ja diese linke Mehrheit im Bundestag, sie wurde nur nie ausgelotet.“

Weil die SPD sich nicht von Frau Wagenknecht und Herrn Ströbele täglich erpressen lassen wollte, entgegnet dem Hans Pflug und zitiert mit Blick in die Zukunft SPD-Altvater Herbert Wehner: „Man muss erstmal in die Regierung kommen, um dann den Kanzler zu stellen.“

Unterdessen sieht es Manfred Osenger, SPD-Bürgermeister und Vorsitzender des Ortsvereines Neuenkamp/Kasslerfeld pragmatisch: „Entscheidend ist, was vom Wahlprogramm übrigbleibt und wofür ich auf der Königstraße gekämpft habe. Ich bin eigentlich kein Freund von einer großen Koalition. Aber wenn die das in Berlin mit den 10 Punkten hinbekommen, dann wäre es okay.“