Neudorf. .

Die Ateliergemeinschaft „Kunstquartier“ ist umgezogen – und hat sich neu formiert. Die Künstlerinnen Petra Anders, Christina Böckler und Friederike Huft haben eine neue Arbeitsstätte in einem Hinterhof an der Krautstraße gefunden. Dort, wo jetzt Bilder, Objekte und Installationen entstehen, war vor vielen Jahren einmal eine Gardinenspannerei untergebracht. Zuletzt hatte ein Glaser die Räume als Büro und Lager genutzt. Das Atelier soll gleichzeitig neue Inspiration bringen – und mehr Platz für großflächige Arbeiten. Das Trio will ein Quartier schaffen für „ästhetische, poetische und dramatische Phänomene“.

Objekte mit Geschichte

„Wir haben uns schon vor Jahren kennen gelernt, sind gemeinsam in einer „Bastell“-Gruppe, in der wir sämtliche Basteltechniken ausprobieren. Ich habe damals ein Interview mit den anderen beiden gehört und wusste, dass wir gut zusammen passen“, erinnert sich Friederike Huft, wie sie auf das zuvor bestehende „Kunstquartier“ aufmerksam geworden ist. Huft beschäftigt sich mit der kleinen Form, „aber nur, weil ich bisher nicht so viel Platz hatte“. Für ihre Objekte verwendet sie alte Materialien, etwa ein Meisenknödel-Netz, an dem ein Wollbommel baumelt. Oder in eine Streichholzschachtel hat sie ein Miniatur-Auto gesetzt. Ihre kleinen Malereien hat sie zu faltbaren Bilder-Serien, Leporellos, zusammengefügt.

Zunächst sollen die neuen Räume Arbeitsstätte sein. „Aber uns ist die Vernetzung mit anderen sehr wichtig, die künstlerische Szene in Duisburg ist ja überschaubar“, erklärt Christina Böckler. Gemeinsam mit Petra Anders hat sie das Ensemble „Miete-eine-Katze“ gegründet, dann wieder produziert sie für andere Projekte auch Videos. Die Assemblage-Künstlerin fertigt aus Gebrauchsgegenstände Installationen. Manchmal streift sie wochenlang über Trödelmärkte oder sucht auf dem Sperrmüll nach Gegenständen. Eine alte Bettdecke, ausgediente Straßenlaternen und eine Lampe hat sie auf Platten montiert und dem Kunstwerk den Namen „Da aß Mutter Lassie“ gegeben. „Lassie war als Kind für mich der Inbegriff von Freundschaft“, erzählt sie. Und die Decke steht in ihrem Bild für Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeiten.

Kennen gelernt haben sich Christina Böckler und Petra Anders am Theater Oberhausen, bevor sie sich entschlossen, das Kunstquartier zu eröffnen. Die großformatigen Bilder von Petra Anders, die ihren Vater und ihre Mutter zeigen, waren bereits Teil der Ausstellung „Hey, Alter.“ Die 54-Jährige ist vom Alter fasziniert. Nach dem Abi hat sie als Nachtwache im Krankenhaus gejobbt und dort in den Menschen die Schönheit des Alters erkannt. So hat sie denn auch ihre Eltern in aller Zerbrechlichkeit, aber voller Erfahrung und Würde gemalt. Andere Bilder zeigen Straßenszenen oder filmische Eindrücke. Ihre Technik passt sie dem Bild an, wählt mal Ölfarben oder Kohle. „Künstlerisch ist Duisburg manchmal eine Katastrophe. Aber es ist meine absolute Wahl-Stadt.“