Die Idee ist so überzeugend, dass man sich wundert, warum sie nicht längst in allen Städten läuft: „Tausche Bildung für Wohnen“ ist aber bislang nicht mehr als ein ausgefeiltes Projekt, mehrfach preisgekrönt. Zuletzt gab es 10 000 Euro von der help & hope-Stiftung, zuvor 40 000 Euro von der vodafone-Stiftung. Und zu den Preisträgern des Wettbewerbs „Land der Ideen“ gehört es auch, die offizielle Auszeichnung findet im Januar statt.

Man nehme zwölf Paten, die jung und motiviert sind, Studenten oder Auszubildende etwa, gebe ihnen kostenlose Zimmer in Wohngemeinschaften in einem Haus mit mehreren solcher WG’s. Dafür kümmern sich die Paten mindestens vier Stunden die Woche um ihre Schüler, die zwischen sechs und elf Jahre alt sind, von zu Hause nicht die dollste Unterstützung bekommen, in der Schule mäßig erfolgreich sind und ohnehin noch keinen rechten Plan vom Leben haben. „Die Paten sollen Hunger haben, einen Drang, sich zu engagieren“, erklärt Gründungsmitglied Mustafa Tazeoglu, und damit sollen sie die Kinder mitreißen.

Tazeoglu selbst lebte Jahre zu zehnt in einer WG, er glaubt an solche Hilfeprojekte. Als gebürtiger Marxloher hat er eine besondere Sicht auf die Dinge, eine realistische: Manche türkischstämmigen Familien seien über die vielen guten Projekte vor Ort nicht zu erreichen. Deshalb rührt er die Werbetrommel auch in den Cafés und Teestuben für „die Schwersterreichbaren“. Und dann? „Wer Nachhilfe gibt, kommt bis ins Wohnzimmer“, sagt Tazeoglu. Dort könne man den Kindern zeigen, „dass die Welt größer ist als Marxloh“.

Um das Projekt zu stemmen, rechnen er und seine Partnerin Christine Bleks mit einer Anschubfinanzierung von 250 000 Euro für drei Jahre, der Rest soll sich über das Bildungs- und Teilhabegesetz finanzieren, das jedem Kind die Chance auf Nachhilfe geben soll, „aber das weiß kaum einer“, so Tazeoglu.

Als Standort für das Pilotprojekt wäre Marxloh natürlich ideal. Nach zweieinhalb Jahren des Redens hat Tazeoglu den Förderantrag bei der EG DU jedoch zurückgezogen, will jetzt andere Standorte prüfen. Heinz Maschke, Geschäftsführer der EG DU, hat das Projekt noch nicht aufgegeben. „Es passt, und ich hoffe, dass die Gespräche noch nicht abgebrochen sind.“ Das Problem sei, dass für die Vergabe öffentlicher Mittel klare Rahmenbedingungen nötig seien. Bis ein Haus gefunden, die Kosten für Umbauten feststehen, seien viele Gespräche nötig. Auch die langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit sei beim Finanzplan zu berücksichtigen. Das wirke auf Antragsteller mitunter zähflüssig.