Wie lückenhaft die Pläne für das Factory Outlet Center (FOC) derzeit noch sind, offenbart die Stellungnahme der Regionalplanungsbehörde. Sie soll in dem laufenden Verfahren bewerten, ob sich das Outlet-Center mit den Zielen der landesweiten Raumplanung verträgt. Doch in dem achtseitigen Schreiben an die Stadt Duisburg, mit dem sich am vergangenen Freitag das Ruhrparlament abschließend beschäftigte, hagelt es deutliche Kritik.

Zweifelhafte Messmethode

So erscheint zum Beispiel auch den Regionalplanern zweifelhaft, wie sich der vorgeschrieben Störfall-Abstand zu den Grillo-Werken realisieren lässt. „Dem Erfordernis der Risikovorsorge wird die Stadt Duisburg mit der vorgelegten Bauleitplanung nicht gerecht“, heißt es in der Stellungnahme. Die Pläne würden keine konkreten Lösungsmöglichkeiten enthalten, wie sich dieser Konflikt durch Maßnahmen auf dem FOC-Gelände lösen ließe. Vom Betreiber genehmigter Anlagen, sprich von Grillo, könne man planungsrechtlich keine Maßnahmen verlangen, schreibt der Regionalverband.

Der Gutachter hatte offenbar einfach die Messmethode anders ausgelegt und den Abstand zum FOC von der Schwefelsäure-Anlage aus gemessen. Maßgeblich sei jedoch die Grenze des Werksgeländes, betont die Behörde.

Aus ihrer Sicht verstoßen die Pläne jedoch auch gegen die Ziele der Raumordnung. Auch hier ist wieder ein Gutachten der Knackpunkt: die sogenannte „Auswirkungsanalyse“ der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Die Expertise soll die Folgen eines Outlets auf andere Einzelhandelsstandorte verdeutlichen und berechnen, wie viel Umsatz das FOC von anderen Einzelhändlern in der Region abziehen wird. Doch auch hier stellt der Ruhrverband die Zahlen in Fragen: So gebe es zum Beispiel „keine gutachterliche Herleitung“ dafür, dass in dem Outlet pro Quadratmeter 5000 Euro umgesetzt werden. In Roermond seien es dagegen 6100 Euro. Hochgerechnet auf die 25.000 qm Verkaufsfläche, die in Hamborn entstehen sollen, ist das immerhin ein Unterschied von 27,5 Millionen Euro Umsatz.

Einzugsgebiet zu groß abgegrenzt

Zudem halten die Fachleute beim Regionalverband das Einzugsgebiet für „zu großzügig abgegrenzt“, was die Auswirkung auf näher liegende Standorte rechnerisch geringer werden lässt. So sei zum Beispiel nicht nachvollziehbar, warum die nächstgelegenen Zentren in Dinslaken und der Duisburger Innenstadt von einer geringeren Umsatzverteilung betroffen sein sollen als das mehr als 30 Autominuten entfernte Einkaufszentrum Ruhrpark in Bochum.

Die Erkenntnisse aus der Stellungnahme sind nicht neu. Die Fachaussagen der Regionalplanungsbehörde unterstützen allerdings die mehrfach geäußerte Kritik von Lobby-Verbänden und umliegenden Kommunen. Zuletzt hatten IHK, Einzelhandelsverband sowie der Landrat und 13 Bürgermeister der Städte des Kreises Wesel gemeinsam gefordert, die Planungen für das Outlet-Center einzustellen.