Duisburg.

Mit „Entsetzen“ und „Unverständnis“ reagieren viele Katholiken in Duisburg auf die scheinbare Verschwendungssucht des Bischofs von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst. Die Erfahrung machte Stadtdechant Bernhard Lücking nicht nur im katholischen Stadthaus am Wieberplatz, wo „alle im Haus darüber nur noch mit dem Kopf schütteln“. Auch am Sonntag nach der Messe wurde der Pastor der Gemeinde Liebfrauen von zahlreichen Gläubigen auf den millionenschweren Bischofssitz angesprochen. „Die Menschen sind wie ich völlig entsetzt und fragen sich, wie solche Dinge möglich sind“, fasst Lücking gegenüber der NRZ die Stimmungslage in seiner Gemeinde zusammen.

Eine Antwort indes hat auch der Duisburger Stadtdechant nicht parat: „Da ich den Bischof von Limburg etwas kenne, frage ich mich, wie er in die Situation hineingeraten ist.“ Bernhard Lücking erklärt sich die entstandene prekäre Lage in Limburg mit dem totalen Versagen der Kontrollorgane. „Das kann so bei uns nicht vorkommen. Selbst die kleinste Renovierungen in Dienstwohnungen muss bei uns durch die Kirchenvorstände und andere Leute, die mit in der Verantwortung sind, genehmigt werden“, sagt Lücking.

Eine andere, zusätzliche Geldquelle

Nun kenne man das ja, dass bei Großprojekten die Kosten schnell mal aus dem Ruder laufen, so Lücking. Und das Bistum Limburg gehöre zu Frankfurt am Main. Da gebe es vielleicht die eine oder andere zusätzliche Geldquelle. Lücking: „Aber ich bin dennoch völlig sprachlos, wo das ganze Geld herkommt. Ich würde das lieber in den sanierungsbedürftigen Limburger Dom stecken, als so ein Haus zu bauen. Ich könnte keine Nacht mehr ruhig schlafen, wenn ich eine Badewanne für 15.000 Euro nebenan stehen hätte.“

Aus dem Gebaren des Limburger Bischofs nun aber eine allgemeine Prunksucht der Katholischen Kirche abzuleiten, sei in keiner Weise gerechtfertigt, betont der Stadtdechant und verweist auf die Offenlegung des Haushalts im Bistum Essen durch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Gegen die in Limburg aufgelaufenen Kosten von 31 Millionen nehmen sich die 2,2 Millionen Euro des 1958 gegründeten Ruhrbistums überaus bescheiden aus. „Ich finde das sehr gut, dass Bischof Overbeck - übrigens als erster Bischof - den Haushalt offen gelegt hat“, betont Lücking. Der Lebensstil und die Einrichtung von Bischöfen, die er in seinem bisherigen Leben kennengelernt habe, sei immer bescheiden gewesen. Van Elst konterkariere das, ebenso wie den Weg, den Papst Franziskus verkörpere.

"Von der Einstellung her verkehrt"

Bescheiden muss sich auch die Liebfrauengemeinde, was die Renovierung der seit dem 15. April dieses Jahres geschlossenen Kirche St. Joseph am Dellplatz anbetrifft. Die Elektrik muss dringend erneuert werden, das große Fenster ist marode, und das Gotteshaus braucht einen Neuanstrich. „Die Elektrik werden wir erneuern können, der Anstrich wird folgen, aber das Fenster können wir uns derzeit nicht leisten“, sagt Lücking. „Den Architekten, mit dem wir unlängst die Kirche besichtigt haben, mussten wir bremsen. Der hatte Vorstellungen, die waren finanziell nicht umzusetzen.“ So hätte der Limburger Bischof beizeiten wohl auch besser reagiert. Lücking: „Von der Einstellung her ist bei dem Limburger Bischof was verkehrt. Ich glaube, dass ein Bischof, der so angeschlagen ist, besser zurücktritt.“

Ob die Limburger Vorfälle auch in Duisburg zu vermehrten Kirchenaustritten geführt haben, vermag Stadtdechant Bernhard Lücking derzeit nicht zu sagen. „Ich kann mir schon vorstellen, dass Menschen darüber sehr, sehr wütend sind, und austreten. Für Leute, die nicht eng mit der Kirche verbunden sind, kann das das Fass zum Überlaufen bringen.“