Es sollte nur stummen Protest von rund 300 Gegendemonstranten gegen den Aufmarsch der rechtspopulistischen Partei Pro NRW am Samstag in Bergheim und in Neumühl geben. Das Aktionsbündnis „Wir sind Duisburg“ wollte den Rechten schweigend den Rücken zukehren. Doch die Stimmung, sie war erneut aufgeheizt. Auch weil es erstmals offen Zustimmung aus Kreisen von Anwohnern für Pro- NRW-Parolen gab. Dazwischen die Polizei mit einem starken Aufgebot.

Noch bevor die Rechtspopulisten die erste Station in Bergheim In den Peschen am Samstagabend erreichten, kam es zu Konfrontationen: Anwohner und „besorgte Bürger“ auf der einen sowie Autonome und das Bündnis für Toleranz auf der anderen Straßenseite standen sich gegenüber. Die Polizei stellte sich zwischen die beiden Gruppen. Zu den Anwohnern gesellte sich auch eine Gruppe von 15 bis 20 Männern, die den „United Tribuns“ zuzuordnen sind, einer Truppe, die im Rockermilieu in Erscheinung tritt.

Nach einer Stunde war der Spuk in Bergheim vorüber, verhallt dann auch der doch nicht stumme Protest, aber auch das unüberhörbare Klatschen und der Applaus für die Pro-NRW-Parolen aus dem Mikrofon. „Einige Leute stänkern immer in alle Richtungen, aber die Mehrheit der Duisburger Bürger steht hinter den Roma“, glaubt Gegendemonstrantin Astrid Henske.

Wenige Kilometer weiter nordöstlich, auf der anderen Rheinseite in Neumühl, gibt es gegen 20 Uhr eine ähnliche Szenerie in der Dunkelheit des Iltisparks: Anwohner applaudierten auch hier den Rechtspopulisten und skandierten lauthals deren Parolen mit. Dabei ist eine mögliche Asylbewerber-Unterbringung im leer stehenden St.-Barbara-Hospital längst vom Tisch. „Ich bin erschrocken über die Emotionen und den Hass. Ich will aber ausdrücklich nicht jeden Verängstigten in die rechte Ecke stecken“, sagt Armin Schneider, Superintendent der evangelischen Kirche in Duisburg. „Das ist nicht die Mehrheit von Neumühl“, entschuldigt sich ein Gegendemonstrant. „Vor uns liegt viel Arbeit, wir müssen die ganze Situation schnellstmöglich versachlichen“, meint Schneider und verweist auf Wedau, wo sich die Stimmung um das Container-Dorf für Asylbewerber nach Bürgerrunden beruhigt hat. „Beschämend ist, dass sich Anwohner zu Pro NRW gestellt haben“, kommentiert der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner die Ereignisse vor Ort. Und der Dortmunder Hanns-Jörg Rohwedder, Landtagsabgerodneter der Piratenpartei, warnt: In Essen sei Pro NRW völlig isoliert gewesen, doch hier in Duisburg, „da treffen sie leider auf fruchtbaren Boden“.