Kontrovers, aber auch konstruktiv war die zweite Diskussionsrunde zum Häuserblock In den Peschen in Rheinhausen, der von Armutszuwanderern aus Südosteuropa bewohnt wird. Die Stadt Duisburg müsse mehr als bisher für die Inte­gration der Roma tun, lautete eine Kernforderung vieler Anwesender. Nachdem die Stimmung im Stadtteil Ende August auf der Kippe stand (wir berichteten), hat sich die Situation inzwischen deutlich beruhigt. Zwischenfälle in Rheinhausen meldete die Polizei keine mehr.

Bei der Diskussionsrunde, zu der der Verein Bürger für Bürger am Freitagabend eingeladen hatte, setzten sich etwa 45 Teilnehmer mit diesem komplexen Thema auseinander. Wichtiges Fazit: Einfache Lösungen gibt es nicht. Mehrmals wurde aber die Enttäuschung darüber laut, dass sich trotz Einladungen keine Vertreter von Politik, Stadtverwaltung oder Polizei an der Runde beteiligten. Auch die Bewohner des Hauses zogen es vor, fernzubleiben: Eine fünfköpfige Roma-Gruppe war zu Beginn zugegen, zog aber kurz darauf wieder ab. „Sie sind in Sorge, dass hier die Stimmung zu aufgeheizt sein könnte“, sagte Rolf Karling, Vorsitzender von Bürger für Bürger.

„Es hat sich einiges getan“, so das Resümee einer Anwohnerin, die Situation an der Beguinenstraße und In den Peschen habe sich insgesamt gebessert. Nach der Bewohnerzählung des Ordnungsamtes sei mittlerweile klar, dass weitaus weniger Menschen in dem Häuserblock wohnen, als zunächst befürchtet wurde. Auch die Rattenplage geht die Stadt an, Freitag waren Schädlingsbekämpfer vor Ort. Und die Polizei habe ihre Präsenz im Stadtteil spürbar erhöht.

Nachdem Ende August am Ende der ersten Diskussionsrunde die Situation eskaliert war und es gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben hatte, habe vor allem das Engagement der Vereine, die sich um die Zuwanderer kümmern, die Situation entspannt. „Wir müssen den Leuten einfach eine Chance geben. Integrieren können nur wir“, brachte es Karling auf den Punkt.

Seitdem aber ein Streit zwischen den Hilfsvereinen hochkocht, gebe es wieder leichte Rückschritte, haben insbesondere die direkten Anwohner bemerkt. „Hoffentlich fallen wir nicht zurück in alte Zustände“, formulierte eine Frau ihre Ängste. „Wir müssen weiter wachsam bleiben“, forderte Karling Toleranz und bürgerschaftliches Engagement der Rheinhauser ein.

Karling, wie auch die Anwohner, nehmen vor allem die Stadt in die Pflicht. In einem WDR-Beitrag habe Schuldezernent Thomas Krützberg behauptet, dass es für alle Roma-Kinder im Schul- und Kindergarten-Alter entsprechende Plätze gäbe, so Karling. Dies sei keinesfalls so. Er schätzt, dass 100 Kinder noch nicht Kindergarten oder Schule besuchen können.

Schulplatz für jedes Kind

Krützberg erklärt dazu auf WAZ-Anfrage: „Es gibt keine Kindergartenpflicht, wir können niemanden zwingen. Für alle Kinder im schulfähigen Alter haben wir aber einen Platz. Wenn sie dort nicht hingehen, ist das eine andere Sache.“ Die Stadt werde in den kommenden Wochen verstärkt kontrollieren, ob die Schulpflicht eingehalten wird.

Auch Bürger anderer Stadtteile kamen zu Wort und berichteten über ähnliche Probleme, etwa in Bruckhausen.