Duisburg. . Vor 19 Jahren feierten „Die Jungens nebenan“ schon einmal Premiere in Duisburg. Jetzt wurde es mit frischen Gesichtern neu inszeniert und begeisterte das Publikum. Das Thema ist aktuell geblieben - es geht um Behinderte und ihre Integration in die Gesellschaft.

19 Jahre ist es her, dass „Die Jungens nebenan“ Premiere feierte und sechs Jahre regelmäßig im Komma-Theater in Rheinhausen gespielt wurde. Es passt, dass ausgerechnet dieses „Herzensstück“, wie ein Fan erklärte, die Wiederbelebung des Erwachsenen-Theaters in diesem Sommer krönt. Es ist nicht so irrwitzig wie „Gerolimenos“, nicht so furios wie „Schiller“, aber es brennt sich ins Gedächtnis, lässt einen nicht los.

Das Stück nach dem Roman von Tom Griffin ist alt, aber aktuell, geht es doch um den Umgang mit Behinderten in unserer Gesellschaft, um die Überforderung von Pflegekräften, ihre Zerissenheit zwischen beruflichem Engagement und totaler Erschöpfung. Nils Beckmann spielt den Betreuer Jack in der 80er-Jahre-Jeansweste bemitleidenswert und einfühlsam. Seine Klienten in der Behinderten-Wohngemeinschaft sind allesamt speziell: schizophren, geistig behindert, wahnhaft. Hilmi Sözer, Rainer Besel, Thos Renneberg und Till Beckmann sowie Renate Frisch spielen ihre Figuren überzeugend und glaubhaft, ohne sie vorzuführen.

Die Inszenierung ist im Ensemble entstanden, das Bühnenbild ausgesprochen spartanisch. Gearbeitet wird vor allem mit schwarzen Klappstühlen, die mal WG-Sofa, mal Kinosaal, mal Tanzfläche sind. Und plötzlich sogar wie im Ballett über die Bühne fliegen und sich zum Turm formieren, Bücherwand werden.

Wenn Rainer Besel seinen Lucian P. Smith mit dem Denken „zwischen einem Fünfjährigen und einer Auster“ mit Superman-Krawatte vor eine Kommission treten lässt und den ABC-Song mehr kräht als singt, ist das rührend und komisch zugleich.

Peinlich berührt wird man von Hilmi Sözer, dessen Arnold eigentlich ein niedlicher, hypernervöser Pedant ist, aber von Supermarktbetreibern wie Kino-Besitzern aufs Übelste ausgenutzt wird. Da bleibt das Lachen dann im Halse stecken.

Weitere Aufführungs-Termine: 12. Oktober, 29. November und 21. Dezember. Karten: 0203-283-8486.