Duisburg. Das Wahlrecht ist eine wichtige Säule der Demokratie. Und der 21-jährige Jan Schäfer aus Duisburg-Walsum wollte am Sonntag von diesem Grundrecht Gebrauch machen. Doch er durfte nicht. Als er seine Stimme abgeben wollte, wurde er fortgeschickt. Schuld waren bürokratische Hürden.

Jan Schaefer ist sauer: Der 21-jährige Walsumer wollte bei der Bundestagswahl unbedingt seine Stimmen abgeben. Doch die Sache ging schief. Obwohl er seit seiner Geburt in Duisburg lebt und auch stets hier gemeldet war, erhielt der im Juli Umgezogene keine Wahlbenachrichtigung – weder an seine neue Adresse an der Friedrich-Ebert-Straße in Walsum noch an die alte bei den Eltern, die nur einige Straßen entfernt wohnen. Mehrmals nahm er vor der Wahl Kontakt zur städtischen Hotline „Call Duisburg“ auf. Doch der Ratschlag, den er dort erhielt, erwies sich als der falsche.

„Ich musste mehrmals bei der Hotline anrufen, bis mir überhaupt jemand helfen konnte“, erzählte Schaefer am Tag nach der Wahl der WAZ. „Die Dame sagte mir dann, ich solle einfach mit meinem Personalausweis zu meinem bisherigen Wahllokal gehen“, so Schaefer. Auf diese Auskunft verließ er sich.

So tauchte Schaefer am Sonntag gegen 17 Uhr in der Feuerwache 4 in Walsum auf, wo er bislang immer wählen musste. Ein Wahlhelfer habe sich telefonisch beim Wahlamt absichern wollen, was zu tun sei. Bei seiner Rückkehr sagte er laut Schaefer nur: „Ich darf sie nicht wählen lassen. Sie haben sich anscheinend nicht richtig umgemeldet.“

"Dann wird halt dieses Jahr nicht gewählt"

Das verwunderte den jungen Mann, denn nach dem Umzug zum 1. Juli habe er bei der Ummeldung im Amt eine schriftliche Bestätigung mit Unterschrift und Stempel ausgestellt bekommen. Noch mehr verärgerte ihn aber der Wahlhelfer, der ihn mit den Worten „Dann wird halt dieses Jahr nicht gewählt“ verabschiedete.

„Alle Politiker beschweren sich doch immer, dass sich zu wenige junge Menschen für Politik interessieren. Wenn man so behandelt wird, ist es aber nicht verwunderlich, wenn man beim nächsten Mal zu Hause bleibt.“ Das will Schaefer eigentlich gar nicht, weil er im Wahlrecht ein Privileg sieht, das er wahrnehmen möchte.

Stadt will prüfen, was da schief gegangen ist

Wahlamts-Leiter Burkhard Beyersdorff konnte sich den Vorfall nicht erklären. Er will prüfen lassen, wieso der Mann nicht im Wählerverzeichnis aufgetaucht ist. Beyersdorff rät allen, die vor einem anstehenden Urnengang keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben, sich direkt mit dem Wahlamt in Verbindung zu setzen. „Es tut uns Leid, wie die Sache für Herrn Schaefer gelaufen ist“, so Beyersdorff.