Duisburger Unternehmen wird jetzt schon angst und bange, wenn die Umweltzone im Juli 2014 auf „grün“ geschaltet wird: Wie aus einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer hervorgeht, fühlen sich 40 Prozent der Firmen in Duisburg und am Niederrhein von der Verschärfung der Umweltzone unmittelbar betroffen. Jeder dritte Unternehmer muss nach eigenen Angaben Fahrzeuge neu beschaffen oder nachrüsten. Viele Unternehmen, insbesondere kleinere und mittlere, würden „weitere, unverhältnismäßig hohe Belastungen“ fürchten, wenn ab Juli 2014 im Ruhrgebiet für alle Fahrzeuge nur noch die grüne Plakette gilt.

Den Umweltverbänden dagegen gehen die Maßnahmen längst nicht weit genug: Die Luftqualität im Ruhrgebiet habe sich trotz der einheitlichen Umweltzone nicht ausreichend verbessert, beklagen BUND und Nabu. Den Bürgern wären etliche Tonnen des gesundheitsschädlichen Feinstaubs erspart geblieben, wenn bereits in diesem Jahr die grüne Plakette Pflicht gewesen wäre.

Handlungsbedarf sieht der Nabu vor allem beim öffentlichen Verkehr. „Auch in Bussen muss wirksame Abgastechnik zum Einsatz kommen“, sagt Referentin Julia Balz. Großes Potenzial zur Besserung sieht sie in Systemen, die gefährliche Stickstoffdioxidemissionen drastisch minimieren.

53 von 116 DVG-Bussen haben noch keinen Dieselpartikelfilter

Von den 116 Bussen der Duisburger DVG-Flotte verfügen nur elf Busse über ein solches System. Fast die Hälfte der Fahrzeuge verfügt nicht einmal über einen Dieselpartikelfilter. Von diesen 53 Bussen sollen in diesem Jahr noch zwölf Fahrzeuge ausgetauscht werden. Wenn ab Juli 2014 die Umweltzone auf „grün“ geschaltet wird, werden vorerst noch 41 Busse mit gelber Plakette unterwegs sein. Denn nach Angaben der DVG ist die nächste Busbeschaffung erst im Jahr 2015 vorgesehen.

Völlig außer Acht gelassen würde zudem die Belastung durch Baumaschinen. Diese würden „durch die hohe Zahl an Einsatzstunden am selben Ort“ bis zu einem Viertel der innerstädtischen, verkehrsbedingten Ruß-Emissionen ausmachen, reklamiert der BUND. Die Forderung an die Städte: Sie sollen bei der Auftragsvergabe Baumaschinen mit Partikelfilter einfordern.

Grundsätzlich möglich sei das zwar, erklärt die Stadt auf Nachfrage. „Nach Einschätzung der Wirtschaftsbetriebe würden sich die Arbeiten dadurch aber um 10 bis 20 Prozent verteuern“, sagte ein Stadtsprecher.

Die Umsetzung wäre ohnehin eine politische Entscheidung. Doch den Umweltschützern geht es in Duisburg nicht allein um die Feinstaub-Belastung durch den Verkehr. „In Duisburg gibt es eine Ausnahmesituation. Größter Feinstaub-Emittent ist hier die Industrie, dann die Binnenschifffahrt und erst danach der Verkehr“, sagt Kerstin Ciesla, stellvertretende Vorsitzende des BUND in NRW.

Die Bezirksregierung sei daher gefordert, nachträgliche Anordnungen zur Emissionsminderung für die Industrie zu erlassen. „Die Luftqualität hat sich zwar etwas verbessert. Aber wir haben im Norden weiterhin massive Überschreitungen der Feinstaub-Werte.“ 35 Überschreitungstage im Jahr sind erlaubt, die Messstationen in Bruckhausen und an der Kiebitzmühlenstraße zählten bereits Ende Juli 24 und 25 Tage mit zu hohen Werten.