Duisburg. Breshanday Barlas ist der erste Stipendiat der Duisburg-Essener Universitäts-Stiftung. Mit 15 kam der gebürtige Afghane ins Ruhrgebiet. Ein Vorbild an Integration und Talent – dennoch droht ihm Abschiebung.

Die Lebensgeschichte von Breshanday Barlas hört sich an wie ein aufregendes Buch. Voller Spannung, mit einer Prise Drama, Thrill und Glück. Nur, das Happy End ist noch nicht geschrieben. Der 19-Jährige spielt darin die Hauptrolle, hat die (Erfolgs-)Geschichte aber nur zum Teil selbst in der Hand.

Doch der Reihe nach: Barlas studiert im ersten Semester Elektro- und Informationstechnik und ist der erste Stipendiat der Duisburg-Essener Universitäts-Stiftung. Diese Einrichtung fördert Begabte, die durch jedes Raster fallen, also keinen Anspruch auf Bafög oder andere Leistungen haben. Der junge Erwachsene stammt aus Afghanistan. Mit 15 Jahren floh er aus politischen Gründen allein nach Deutschland, die Familie bezahlte Schlepper, die ihn in die Bundesrepublik zu einem Onkel bringen sollten. Die Eltern und seine vier Schwestern flohen nach Pakistan. Einen Monat dauerte es, bis er in Düsseldorf ankam. „Man kann das gar nicht beschreiben. Ich war so froh, anzukommen, hier war alles so zivilisiert”, erinnert sich der Student.

Gute Noten, aber kein Streber

Da er in Kabul ein Gymnasium besuchte, wurde er aufs Clauberg-Gymnasium geschickt. Dort lernte er zunächst in einer Förderklasse. Schnell fiel den Lehrern auf, dass er in den Hauptfächern gute Leistungen brachte – nur die Sprache nicht beherrschte. Er wechselte in den normalen Schulbetrieb. Zusätzlich traf er sich regelmäßig mit einer Lehrerin, die mit ihm „Konversation übte”. Sie parlierten über Philosophie, Deutschland, die Geschichte und seine Erfahrungen. So lernte der Einser-Schüler automatisch immer mehr Vokabeln. Streber war er aber nie, anderen Kindern gab er beispielsweise Mathe-Nachhilfe.

Zusätzlich stellte das Clauberg-Gymnasium den Kontakt zur evangelischen Gemeinde und dem Deutschen Roten Kreuz her. Dies sollte sich später noch als hilfreich erweisen, schließlich wohnt Barlas nun in einer Wohnung, die der evangelischen Gemeinde gehört – und muss nur einen kleinen Betrag bezahlen. Das Deutsche Rote Kreuz hilft, wenn die Ausländerbehörde mal wieder Briefe schickt. Barlas ist in Deutschland nur geduldet, da er illegal eingereist ist. Nun hat ihn das Amt aufgefordert, nach Afghanistan zu reisen und sich dort bei der Botschaft zu melden. „Auch ein Studium schützt nicht davor, abgeschoben zu werden.”

Arbeit lenkt ihn ab

Barlas ist fleißig, stürzt sich in die Arbeit, weil er dann abgelenkt ist. Mit seinen Eltern und Schwestern hat er manchmal telefonischen Kontakt. Er weiß, er trägt eine Menge Verantwortung. Als Ältester der Familie muss er irgendwann seine Eltern versorgen. „Ich bin glücklich, dass ich das Stipendium bekommen habe, da kann ich mich ganz auf die Uni konzentrieren.” So werde er abgelenkt, müsse nicht zu oft an seine Familie denken.

Sein größter Wunsch ist, in Deutschland zu Ende zu studieren und später seine Eltern wiederzusehen. Die jüngste Schwester kennt er gar nicht, sie ist erst zwei Jahre alt. „Es gibt viele Firmen, die Projekte mit Afghanistan anstreben. Vielleicht kann ich nach dem Studium an einem mitwirken.” Das Ende seiner Erfolgsgeschichte bleibt vorerst offen.