Duisburg. .
Asciburgium lag am Rhein – eine von vielen Militärsiedlungen entlang des Flusses. Ein Lager in der tiefsten Provinz des römischen Weltreichs, das aus dem heutigen Moers-Asberg ebenso verschwunden ist wie der Altarm des Rheins, der 100 Jahre nach Gründung des Lagers versandete. Die Ausstellung „Asciburgium“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum zeigt anschaulich, wie die römischen Militärs, aber auch die Familien im Vicus, dem Lagerdorf, gelebt haben. Grabungsfunde, dazu aufwendig und detailreich gestaltete Modelle, Leihgaben und Fotos, die den Vergleich mit der Situation heute ermöglichen, entwerfen das lebendige Bild einer römischen Militärsiedlung am Niederrhein mit allen Errungenschaften der römischen Zivilisation.
Auch Duisburg kommt vor: Als rechtsrheinischer Vorposten Dispargum, befand sich doch auf dem Gelände des heutigen Burgplatzes ein Burgus, um die Germanen aus dem Ruhrtal, die es zum Beispiel auf Schiffe mit Getreide, Öl und Wein abgesehen hatten, rechtzeitig abzufangen.
Einen Eindruck vom Alltag des einfachen Soldaten geben Geschossspitzen oder ein Dolch, der beim Latrinengang abhanden gekommen sein muss, Helm und Münzen, ein transportables Mühlespiel oder einfaches Essgeschirr. Deutlich luxuriöser ausgestattet war der Kommandant, der im Praetorium aus feinstem Glas trank. „Auf dessen Herstellung war Köln spezialisiert“, so Werner Pöhling. Der Museumsmitarbeiter hat selbst von 1972 bis 1980 in Asberg gegraben. Einer der spektakulärsten Funde war ein Becher aus violettem Glas, von dem im ganzen römischen Reich nur ein Vergleichsexemplar gefunden wurde: in Vindonissa, heute Windisch, in der Schweiz. Öl- und Seifenfläschchen oder Metallschaber zum Abstreifen von Schweiß zeugen vom Badehaus, Wachstafeln und ein Entlassungsdiplom, das die Soldaten nach 25 Jahren Dienst erhielten, von der Principia, dem Verwaltungsgebäude. Auf dem Nachbau eines Sattels können junge Museumsbesucher erleben, wie sich das Reiten bei den Römern anfühlte.
Den Alltag im Lagerdorf, in dem die Familien der Soldaten, Veteranen sowie Händler und Handwerker lebten, machen hölzerne Stände deutlich: Im Mittelpunkt eine Taverne, in der Wein, Mulsum (mit Honig gemischter Wein) oder Speisen wie Getreidebrei angeboten wurden.
Außerhalb, aber in Sichtweite lag der Friedhof, auf dem sich heute ein Maisfeld befindet. Hier wurde der „Löwe von Asberg“ gefunden, der ebenso im Moerser Schloss aufbewahrt wird wie der Grabstein der Polla Matidia. Im Grab einer offenbar reichen, 37-jährigen Frau fand man eine gläserne Urne, Schmuck, Salbenfläschchen und einen Spiegel. Bei weniger Betuchten wurde der Leichenbrand mitsamt dem Schutt des Scheiterhaufens ins Grab gegeben. Solche Gräber hat Pöhling viele ausgegraben – immer in der Hoffnung, etwas Besonderes zu finden. „Aber dann waren da wieder nur viele Scherben.“
Umfangreiches Begleitprogramm
Das Begleitheft zur Ausstellung ist in der Schriftenreihe des Museums „Zeitlupe“ erschienen. Es gibt auf 32 Seiten tiefere Einblicke sowohl in das Leben in Asciburgium als auch in die Grabungsgeschichte.
Museumsdirektorin Dr. Susanne Sommer erinnert daran, dass das damals „Niederrheinische Museum“ in Duisburg noch für archäologische Ausgrabungen zuständig war. Die erste große Grabungsperiode dauerte von 1957 bis 1966 und wurde geleitet vom Museumsdirektor Fritz Tischler. Sommers Vorgänger Dr. Gernot Tromnau leitete 1984 eine weitere Ausgrabung. Die entscheidenden Durchbruch schaffte dann Anfang der 70er Jahre der Archäologe Dr. Tilmann Bechert, der das Areal des Kastells lokalisierte und herausfand, dass dort im Laufe von rund 100 Jahren fünf unterschiedlich angelegte Lager zeitlich aufeinander folgten. Er hat auch am Heft mitgearbeitet.
Noch heute wird das Gebiet von Asciburgium untersucht, allerdings vom Amt für Bodendenkmalpflege in Xanten.
Die Geschichte lebendig erhält der in Asberg gegründete Verein „Castra Asciburgium“, dessen Mitglieder sich hin und wieder in Römer verwandeln – wie bei der Eröffnung, zu sehen auf dem Foto oben. Am Sonntag, 27. Oktober, sind die „Römer“ von 13 bis 17 Uhr noch einmal im Museum. Der Verein unterstützt das Rahmenprogramm zur Ausstellung, die bis März im Kultur- und Stadthistorischen Museum zu sehen ist.
Weitere Höhepunkte im umfangreichen Begleitprogramm sind am Sonntag, 13. Oktober, ein Exkurs in die Herstellung römischer Münzen und am Sonntag, 8. Dezember, Einblicke in die Schmuck- und Webtechniken der antiken Hochkultur. Das vollständige Programm mit zahlreiche Vorträgen und Workshops ist im Museum erhältlich oder demnächst abrufbar unter www.stadtmuseum-duisburg.de.