Seit Wochen schleppt sich am Düsseldorfer Landgericht ein Prozess gegen eine internationale Bande von Drogenhändlern dahin. Aussagen stehen gegen Aussagen, der Prozess scheint festgefahren. Doch nun ist einer aus der Bande ausgeschert und hat sich als Kronzeuge mit den Ermittlern zusammengetan.

Für seine Ex-Komplizen dürfte es daher bald drastische Strafen hageln, doch am Donnerstag war erst mal der Kronzeuge selbst dran.

Es ging um viel Geld, gemeinsam mit seinen fünf ehemaligen Mitangeklagten, hatte der 49-jährige Beschuldigte versucht, eine Riesenladung von 300 Kilogramm Kokain nach Deutschland zu verfrachten. Straßenverkaufswert: mindestens 15 Millionen Euro. Im Frühjahr 2006 war das Rauschgift, verborgen in einer Tarnladung aus Backsteinen, auf einem Containerschiff von Mexiko nach Piräus in Griechenland verschifft worden. Dort wollte die Bande die Drogen aufnehmen, um sie nach Deutschland zu bringen.

Eigenes Logistikunternehmen

Und weil man sechs Zentner Koks nicht in einer Sporttasche transportiert, baute sich die Bande ihr eigenes Logistikunternehmen auf. In Mülheim wurde eigens eine Spedition gegründet, über die der Schmuggel abgewickelt werden sollte. Schließlich sollte der 300-Kilo-Deal der Auftakt zu einer Serie Gewinn bringender Drogentransporte sein.

In Deutschland sind die Drogen trotz aller Vorbereitung nie angekommen. Die neu gegründete Spedition unternahm nur einige Testfahrten von Mülheim und Duisburg nach Griechenland und auch nach Berlin, doch Drogen waren dabei nicht an Bord. Das Rauschgift war überraschend anderweitig in Hellas versetzt worden und dann griff auch schon die Polizei zu und nahm die ganze Bande hoch.

Kronzeuge im Schutzprogramm

Und dass deren gesamten Planungen nun durch die Aussage des Kronzeugen minutiös aufgedeckt werden können, honorierten die Duisburger Richter mit einem vergleichsweise milden Strafmaß. Der 49-jährige Angeklagte wird für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis müssen. Da von Seiten seiner ehemaligen Komplizen mehrfach eindeutige Todesdrohungen geäußert wurden, ist der Mann bereits seit einiger Zeit im Zeugenschutzprogramm und hat eine neue Identität angenommen.