Die Telefonleitung steht noch nicht, die Homepage ist nicht online, aber der Unterricht konnte pünktlich starten, und das ist für Schulleiter Ralf Schäfer das wichtigste. Gestern hat das kleinste Duisburger Berufskolleg seinen Betrieb in Wanheim in den Räumen des Diakonischen Werks aufgenommen. Mit zunächst zwei Klassenräumen startet das „Berufskolleg für Logistik und Spedition“, bildet hier Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung aus, Fachkräfte für Lagerlogistik sowie Fachlageristen. Eine Klasse hat ihr erstes Ausbildungsjahr bereits in der Düsseldorfer Depandance absolviert, profitiert jetzt von kürzeren Wegen innerhalb Duisburgs.

Das Berufskolleg wird vom Institut für Weiterbildung in Wirtschaft und Gesellschaft getragen. Der Verein betreibt bereits Schulen in Herford, Düsseldorf und Essen, ist aus der DAA Wirtschaftsakademie hervorgegangen und „gewerkschaftsnah“, wie Schäfer erklärt. Erklärtes Ziel sei vor allem, beruflichen Aufstieg für Jugendliche aus nicht-akademischen Elternhäusern zu ermöglichen. Offiziell gilt die Duisburger Neugründung als „Ersatzschule“, wie Ralf Schäfer erklärt. Im Unterschied zu den staatlichen Schulen müssen die entsendenden Betriebe ein Schulgeld entrichten.

Die Collin KG gehört zu den Unternehmen, die das für ihre Azubis gern tun. 15 Azubis hat das Logistik-Unternehmen jetzt in Ausbildung am neuen Berufskolleg. Das städtische Berufskolleg Walther-Rathenau mit dem Schwerpunkt Logistik konnte ihre Erwartungen nicht erfüllen. „Wir wollen wissen, wenn ein Schüler häufig zu spät in die Schule kommt oder ganz fehlt“, sagt Personalleiterin Silke Berner mit Blick auf Probezeiten. Das Hamborner Kolleg mit fast 2500 Schülern habe das nicht leisten können, die kleine private Alternative mit rund 80 Schülern könne indes schnell Feedback geben, biete sogar nachmittäglichen Nachhilfeunterricht an. „Wir legen viel Wert darauf, aus unseren Azubis spätere Mitarbeiter zu machen, übernehmen über 90 Prozent“, sagt Berner.

Am praxisnahen Konzept gefällt ihr auch das „Lernen vor Ort“, das viele Unterrichtsinhalte in Betriebe verlegt und praktisch erfahrbar macht: „Wie wird ein Container gecheckt, wie gepackt, wie fährt man mit einem Gefahrguttransporter, wie funktioniert die Disposition auf dem Leitstand“, zählt Lehrerin Mariola Aus der Mark mögliche Inhalte auf. Sie sucht auch die Nähe zu Schulen, stellt dort die Berufsmöglichkeiten der Logistik vor, vermittelt Praktikanten und Azubis in Betriebe, immer mehr Mädchen, „die können sich im Leitstand besser durchsetzen“, sagt Aus der Mark lachend. Sie profitiert auch von der Nähe zur Praxis: „Die Logistik entwickelt sich rasend schnell, in den Betrieben kriegen wir mit, was zukunftsfähig ist, danach können wir uns fortbilden.“ Die Lehrer seien eher „Praktiker mit pädagogischem Geschick“, erklärt Schulleiter Schäfer, es mangelt an einem für Religion.