Alte Duisburger erinnern sich mit Unbehagen an die heulenden Sirenentöne während des Zweiten Weltkrieges, wenn sie mit ihren Eltern blitzschnell den nächsten Schutzraum aufsuchen mussten, weil wieder feindliche Bomber im Anflug waren. Die Heultöne kehren bald zurück. Im November will die Stadt ein neues Sirenenwarnsystem in Betrieb nehmen. Es zielt nicht mehr auf die Warnung vor feindlichen Luftangriffen, sondern vor Rauch- und Giftwolken, vor denen zumindest die Fenster verschlossen werden sollten.

Deshalb auch kamen Lautsprecherdurchsagen oder gar Ansagen selbst über das Sirenenwarnsystem nicht in Betracht. Denn das würde die Bürger geradezu veranlassen, die Fenster zu öffnen, um besser zu verstehen.

Flächendeckend wurden 67 neue Sirenen aufgebaut. Sie sind nicht mehr pilzförmig, wie früher, sondern wie trichterförmige Lautsprecher. „Wir werden sie mit einem Probealarm in Betrieb nehmen“, kündigt Jennifer Gräfe, Pressesprecherin der Stadt, an. Zuvor soll die Bevölkerung mit Flugblättern auf die Bedeutung der neuen Heultöne hingewiesen werden.

Zwei Sirenenzeichen können gegeben werden: Der einminütige auf- und abschwellende Heulton bedeutet „Warnung“, der einminütige Dauerton „Entwarnung“. „Im Falle der Warnung“, so Gräfe, „können die Bürger über Telefon, Radio und Internet genauere Informationen erhalten.“ Die Alarmierung kann räumlich begrenzt oder auch stadtweit ausgelöst werden.

Kosten von 900 000 Euro

Vor einem Jahr waren die Sirenen noch nicht überall installiert, wurden jedoch ausgelöst, als beim Krefelder Düngemittel-Großhandel Compo eine Lagerhalle in Brand geraten war. Das stiftete allerdings nur Verwirrung in der Bevölkerung, weil die Warnsignale weitgehend unbekannt waren.

Mit dem Warnsystem werden übrigens auch regelmäßige Probealarme wiederkehren, allerdings nicht so oft, wie das früher der Fall war. Der Bund betrieb zum Zweck des zivilen Bevölkerungsschutzes bis zur Wiedervereinigung Deutschlands ein flächen­deckendes Sirenenwarnsystem. 1993 wurde sein Betrieb eingestellt. Die Anlagen wurden bis 1996 auch in Duisburg abgebaut.

Mit Kosten in Höhe von 15 000 Euro pro Sirene wurde 2007 kalkuliert. Die Stadt ist am Ende etwas darunter geblieben. „Der Aufbau hat 900 000 Euro gekostet“, sagt Jennifer Gräfe. Über die Hälfte davon, 468 000 Euro, hat die Indus­trie als mutmaßlicher Verursacher von gefährlichen Störfällen beigesteuert.