Überraschende Wende im Streit um den Erhalt des Homberger Freibads: Auch die SPD stellt sich jetzt gegen die Schließung des Außenbereichs. Damit wird es wohl am Montag im Rat eine bereite Mehrheit für den Erhalt des Kombibads geben. „Wir haben einen großen Respekt vor dem Bürgervotum“, sagte der Homberger SPD-Ratsherr Udo Vohl der NRZ. Auf Initiative der Ratsfraktion soll der Oberbürgermeister jetzt gebeten werden, dass seine Verwaltung eine „konstruktive Lösung im Sinne der Bürger findet“, so Vohl: „Es geht jetzt darum, gemeinsam daran zu arbeiten und im Zuge der Haushaltsberatungen eine seriöse Finanzierung für den Erhalt zu finden.“

Ein „durchsichtiges Wahlkampfmanöver“ wittert sogleich die CDU dahinter. Kurz vor der Bundestagswahl vollziehe die SPD „eine 180-Grad-Kehre“ bei ihrer Position zum Homberger Kombibad. „Ich bezweifele doch sehr, dass dahinter ein wirkliches Umdenken steht“, sagt der sportpolitische Sprecher der CDU, Peter Griebeling, und vergisst nicht zu betonen, dass seine Partei schon immer für den Erhalt des Kombibads gekämpft habe.

Der Bürgerinitiative, die 17.000 Unterschriften gesammelt hatte, wird das politische Wahlkampfgerassel letztlich egal sein — wenn das Freibad tatsächlich 2014 wieder öffnet. Eigentlich sollte der heutige Samstag der letzte Freibade-Tag sein - nicht nur in diesem Jahr, sondern überhaupt, für immer.

Und während auf der einen Seite bei der Initiative und den Hombergern die Korken knallen, droht auf der anderen Seite der Ärger erst richtig loszugehen. Denn die Schließung außer Kraft zu setzen, ist nicht so einfach wie sich das anhören mag: Im Oktober will der DSSC den Betrieb des Hallenbads übernehmen. Diese Lösung hatte der Stadtsportbund erarbeitet. Bei Verein und Verband schrillen bereits die Alarmglocken. Denn plötzlich ist von Ausstiegsklauseln in Verträgen die Rede. Und davon, dass alles rückabgewickelt wird und der Betrieb unter städtischer Regie einfach so weiterläuft wie bisher. Die Mühen der neuen Betreiber wären umsonst gewesen, ganz zu schweigen von den Verpflichtungen und Personalverträgen, die man eingegangen ist. So gab es gestern in der Stadtverwaltung vorerst auch nur das große Schulterzucken: Zunächst müsse man das prüfen und noch habe der Rat ja gar nichts beschlossen.

Selbst am Montag steht formell nur die Zulässigkeit des Einwohnerantrags mit geprüften und 15.784 zulässigen Unterschriften auf der Tagesordnung. Vier Monate hat der Rat dann, um zu reagieren. Tatsächlich aber drängt die Zeit: Die Freibad-Schließung ist Teil des Haushaltssanierungsplans. Die Bezirksregierung drängt darauf, dass die Maßnahmen und Zahlen darin strikt eingehalten werden. Fehlt eine halbe Million Euro, muss sie woanders gespart werden. Die Möglichkeiten sind gering. Denn ohnehin muss der Rat bis November den Sparplan um 7 Mio Euro nachbessern. Mit Erhalt des Kombibads wären es 7,5 Mio Euro.

Um die Summe zu veranschaulichen: Der gesamte Betrieb des Kombibads kostet die Stadt 830.000 Euro. Um 2014 den Sparplan einzuhalten, müsste die Stadt im Januar neun Kombibäder schließen und sämtliches Personal entlassen.