Ihre gemeinsame Geschichte hat nicht auf der Bühne begonnen, sondern am Konferenztisch: Josef Krings war als Oberbürgermeister Vorsitzender des Verwaltungsrats der Rheinoper, dem Tänzerin Claire Rothe als gewählter „Obmann“ fürs Ballett angehörte. Sie trat energisch ein für ihr Anliegen, die Tänzer besser abzusichern, die wenig verdienten, schlechter abgesichert waren als etwa die Chorsänger und oft schon Mitte 30 ihren Beruf aufgeben müssen. „Ich habe auf den Tisch gekloppt“, erinnert sie sich. Josef Krings: „Und ich habe gedacht: Verdammt, die Frau möchteste mal kennen lernen.“ Man traf sich zu einer „gründlichen Besprechung“ der Frage, wie die Situation der Tänzer verbessert werden könne. „Jeder hatte sein Akten dabei, aber wir haben über alles andere gesprochen...“ Ein Happy End gab es nicht nur für Josef und Claire Krings, die 1974 heirateten, sondern auch für die Tänzer, die ins Sozialwerk aufgenommen wurden.
„Durch Claire bin ich vertrauter geworden mit dem Ballett“, sagt Josef Krings, der im kommenden Oktober den Vereinsvorsitz der Ballettfreunde abgibt. „Dann bin ich 87, und es reicht.“ Für ihn sei die Aufgabe ein Kontrast zur politischen Arbeit gewesen: „Wir sind ein kleiner Vorstand, wer was zu sagen hat, sagt’s.“ Angeregt vom früheren Ballettchef Youri Vamos, hat Krings den Verein 1997 gegründet. „Vamos wollte, dass die Besucher sensibilisiert sind für die Arbeit und die soziale Problematik des Berufs.“
Die etwa 400 Mitglieder starke Verein fördert die Compagnie, indem er beispielsweise Physiotherapeuten finanziert, oder einen Anteil der Kosten für die Sprachkurse übernimmt, die den Mitgliedern der Compagnie aus aller Welt angeboten werden.
Die Ballett-Enthusiasten des Vereins beschäftigen sich intensiv mit neuen Stücken, besuchen Proben, feiern gemeinsam mit den Künstlern Feste und unternehmen Ausflüge, fahren aber auch zu Vorstellungen anderer Compagnien.
Sein „Schlüsselerlebnis“, das ihn zum Ballett gebracht habe, sei Erich Walters Choreographie zu Strawinskys „Le sacre du Printemps“: gewesen, erinnert sich Krings. Das Thema Opfer und Tod, Mythos und Tanz habe ihn gefesselt. Und für Claire Rothe, die Solistin und spätere Ballettmeisterin, war Erich Walter ihr „Seelenmeister“.
Er habe sich gewundert, wie schnell Martin Schläpfer, dessen Arbeit sich so stark von der seines Vorgängers Youri Vamos unterscheidet, in Duisburg angekommen sei, sagt Josef Krings, der Sozialdemokrat, der es mit August Bebel hält: Die Emanzipation des Arbeiters vollziehe sich durch Kultur. „Wenn ich als Laie auf die Arbeiten von Schläpfer schaue, dann habe ich den Eindruck, dass es um Spiritualität geht. Die Themen betreffen die geistige Substanz des Menschen.“