Dieser Einblick in seinen „Ideenspeicher“, den Peter Kerschgens in den Ausstellungsräumen des Atelierhauses Goldstraße gibt, ist bei einem einmaligen Besuch kaum zu fassen: 185 Zeichnungen und Mischtechniken, alles Arbeiten auf Papier, von über 60 Künstlern sind zu sehen. Und dennoch ist es nur ein ganz kleiner Einblick in das, was Kerschgens in fast 40 Jahren in seinem Kunst-Archiv zusammengetragen hat. Kunstbegeisterung und Sammelleidenschaft gehen bei ihm eine außergewöhnliche Verbindung ein.
Die Tür zur Kunst sei ihm an der Schule in Benrath durch einen „sehr warmherzigen Kunsterzieher“ geöffnet worden, der mit seinen Schülern „mitten rein“ in die Düsseldorfer Museen gegangen sei, sagt der heute in Rees lebende Sammler, der mehr als 30 Jahre als Sonderschullehrer gearbeitet hat. Kunst sei ihm „Lebenselixier“ geworden. Das erste Blatt habe er 1970 gekauft, das letzte vor einer Woche. Das gehe nur mit Unterstützung der Künstler, die ihm ihre Werke anvertrauen, so Kerschgens. „Es sind im Endeffekt Leihgaben.“
Qualität abseits des Markts
Er sucht der persönlichen Kontakt, besucht die Künstler, die wiederum Kontakte zu anderen vermitteln, lädt sie zu Symposien nach Rees ein, kocht für sie, schenkt ihnen die oft versagte Beachtung und Anerkennung. Denn Kerschgens ist davon überzeugt, dass abseits der Kapriolen des Kunstmarkts, auf dem bestimmte Namen Millionensummen erzielen, es sehr viel Kunst von hervorragender Qualität gibt, für die die Künstler weder geachtet werden geschweige denn angemessene Preise erzielen.
Sein Auswahlkriterium ist ein ganz Persönliches: „Ob die Arbeit zu mir spricht und die Energie ankommt“. Und so verschieden sind den auch die fast ausschließlich kleinformatigen Arbeiten der Ausstellung: Von gegenständlich bis informell, vom schnellen Porträt bis zur Skizze für eine geometrische Skulptur, vom zart gezeichneten und kolorierten Bild auf transparentem Papier, auf dem die Wesen aus der griechischen Mythologie zu stammen scheinen, bis hin zur technoiden Gebilden, die mit energischem Bleistiftstrich aufgetragen sind, vom Aquarell in Weiß-Grau-Schwarz-Tönen über gestische Arbeiten und Tusche-Blättern, die wie Bilderrätsel wirken, bis hin zu ausgeklügelten surrealen Collagen, in denen sich Himmel und Erde begegnen.
So ist der Rundgang durch die Ausstellung ist auch einer durch fast ein halbes Jahrhundert praller Kunstgeschichte mit ihren unterschiedlichen Künstler-Temperamenten.