Essen. Die 190 000 Studenten im VRR-Gebiet müssen damit rechnen, dass das bisher günstige Semesterticket erheblich teurer werden könnte. Über den VRR bricht ein Proteststurm von Studenten herein. Schon rund 13.000 machen ihrem Ärger auf der Facebook-Seite „So nicht, VRR“ Luft.

Über den Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) bricht ein Proteststurm von Studenten herein. Sie fürchten eine drastische Preiserhöhung von 43 Prozent für das Semester-Ticket. Bisher haben schon rund 13.000 Studenten ihrem Ärger auf der eigens dafür angelegten Facebook-Seite „So nicht, VRR“ Luft gemacht. Der Verkehrsverbund spricht von einer anstehenden „Preisanpassung“, die ab dem Sommersemester 2014 begonnen und „über mehrere Jahre“ verteilt werden soll.

Die 190.000 Studenten im VRR-Gebiet müssen tatsächlich damit rechnen, dass das bisher günstige Ticket (rund 25 Euro im Monat für Fahrten in NRW) erheblich teurer werden könnte. „Es müsste heute schon 43 Prozent mehr kosten, wenn man die wirkliche Nutzung zugrunde legt“, rechnet eine VRR-Sprecherin vor. Sie beruft sich auf Fahrgast-Befragungen der letzten drei Jahre. Viele Studenten nutzten das Ticket „öfter und für längere Reisen“ als vom VRR kalkuliert.

Studenten wollen in Duisburg demonstrieren

Wie hoch die Preiserhöhung am Ende ausfallen könnte, ist unklar. Üblich war bisher eine jährliche Verteuerung von zwei bis vier Prozent. Die Verträge zum Ticket werden zwischen dem VRR und Studentenvertretern ausgehandelt.

Heißt: Ohne eine Zustimmung der Studenten sind keine Änderungen möglich. Wenn sich die Vertragspartner aber nicht einigen können, droht sogar das Aus für das vor 20 Jahren eingeführte Ticket. Es ist auch deshalb so günstig, weil es solidarisch finanziert wird. Alle Studierenden einer Uni bezahlen es. Es heißt aber, dass nur jeder Zweite es regelmäßig nutzt.

Am 27. September will die Vollversammlung des VRR über den aus ihrer Sicht angemessenen Semester-Ticket-Preis für das Sommersemester 2014 abstimmen. Zeitgleich wollen Studenten in Duisburg demonstrieren. Der Aufschlag im Sommer soll moderat ausfallen, heißt es im VRR: höchstens ein Euro im Monat.

Asta TU Dortmund: „43 Prozent stehen in keiner Relation“ 

Bei den Allgemeinen Studierenden Ausschüssen an den Unis (Asten) sorgen die VRR-Pläne für Unmut. „43 Prozent stehen in keiner Relation“, ärgert sich Marc Hövermann vom Asta der TU Dortmund. Die jährlichen Preisanpassungen von drei bis vier Prozent habe man immer mitgetragen. Doch die neuste Forderung des VRR stößt auf Unverständnis.

Auch das Auftreten des VRR irritiert die Studierenden-Vertreter. Angeblich soll der Kostenanstieg als nicht verhandelbar bezeichnet worden sein, so Christian Volmering vom Asta der Ruhr-Uni Bochum. Auf welcher Grundlage der VRR die Erhöhung berechne, sei den Asten völlig unklar.

Demnach seien sie Ende Juni zu einem ersten Treffen eingeladen worden. „Der Titel der Einladung lautete ‚Weiterentwicklung des Semestertickets’“, erklärt Hövermann: „Wir wussten nicht einmal, dass es um Preiserhöhungen ging.“ Bei dem Treffen sei den Studierenden-Ausschüssen der Kostenanstieg von 43 Prozent eröffnet worden sein, sagt Christian Volmering, Finanzreferent des Asta der Ruhr-Uni Bochum. Als verhandelbar soll der VRR lediglich die Zeitspanne in Aussicht gestellt haben, über die die Erhöhung stattfinden solle.

"Erhebliche finanzielle Belastung für viele Studierenden"

„Uns wurde erzählt, man habe in den letzten zehn, 15 Jahren vergessen, die Preise für das Semesterticket anzupassen“, sagt Hövermann. Auf welcher Grundlage der VRR den Anstieg berechnet, wissen die Asten nicht. Sie berichten von einer Erhebung, nach der die Studierenden mehr und weiter mit Bus und Bahn fahren würden. Ob das stimmt, können sie nicht nachvollziehen: „Der VRR lässt uns nicht in seine Daten reinschauen“, sagt Volmering.

Zu diesem Vorwurf meldete sich am Donnerstagnachmittag der VRR zu Wort: "Das Semesterticket wurde in den letzten Jahren preislich angepasst und ist nicht vergessen worden. Vertreter der Asten waren zu Gesprächen im VRR geladen, und es wird weitere Gespräche geben", erklärte VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik.

Darüber hinaus hätten einige Vertreter Akteneinsicht erbeten. Stellvertretend sei dies durch Christian Volmering wahrgenommen worden. Tkatzi weiter: "Dabei wurde mehrfach umfangreiche Akteneinsicht gewährleistet, und Ansprechpartner für etwaige Rück- und Verständnisfragen standen zur Verfügung."

Der Rektor der Uni Duisburg-Essen, Prof. Ulrich Radtke, stellt sich an die Seite der Studenten: „Eine derart signifikante Preissteigerung ist für mich und meine Rektorenkollegen in der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) sachlich nicht nachvollziehbar. Sie würde zudem eine erhebliche finanzielle Belastung für viele unserer Studierenden mit sich bringen. Außerdem schadet sie der Akzeptanz des Semestertickets, das von der Grundidee her natürlich sehr zu befürworten ist. Wir haben den VRR deshalb kürzlich um Stellungnahme gebeten.“