Eine große Familie hatte sich ein 50-jähriger Duisburger immer gewünscht. Mit seiner zweiten Ehefrau zeugte er neun Kinder. Heute sind sie in alle Winde zerstreut, leben zum großen Teil bei Pflegefamilien. Was Familie bedeutet, verstand der Gelegenheitsarbeiter wohl nicht. Über Jahre missbrauchte er seine älteste Tochter. Dafür verurteilte ihn das Landgericht gestern zu sechseinhalb Jahren Gefängnis.
Was die heute 22 Jahre alte Zeugin vor Gericht zu berichten wusste, glich einem Alptraum. Von eher zaghaften Übergriffen hatte sich das Missbrauchsverhalten des Angeklagten über Jahre hinweg immer mehr gesteigert, bis ihm die Tochter beinahe täglich zu Willen sein musste. Die Anklage listete zwar „nur“ 13 Fälle auf, spätestens nach der Aussage der Geschädigten war aber klar, dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisberges handelte.
Mit Geld und Geschenken habe der Vater sie belohnt und ihr Schweigen zu erkaufen versucht, so die Zeugin. Sie habe sich nicht zuletzt deshalb geopfert, um zu verhindern, dass er sich auch an ihren jüngeren Geschwistern vergriff. Bis heute leidet die junge Frau unter den psychischen Folgen der Taten.
Der Angeklagte hatte zu den Vorwürfen während vier Verhandlungstagen geschwiegen. Erst im Schlusswort beteuerte er: „Es war nicht so.“ Eine Behauptung, die er auch gegenüber einem psychiatrischen Sachverständigen immer wieder geäußert hatte. Der Gutachter berichtete, dass der Alkohol bei den Taten zwar eine Rolle gespielt habe, es aber keine Anzeichen für eine Schuldminderung des Angeklagten gebe.
„Er hat seine eigene Tochter wie eine Prostituierte behandelt“, empörte sich die Staatsanwältin und forderte acht Jahre Haft. Der Verteidiger gab zu, auf verlorenem Posten zu stehen, da sein Mandant nicht bereit sei, sich mit der Anklage auseinanderzusetzen.
Das Gericht hatte am Ende keine Zweifel an der detailreichen und schlüssigen Aussage der Hauptbelastungszeugin. Zu Gunsten des Angeklagten konnten die Richter lediglich werten, dass er bislang noch nie bestraft worden war. Eine Verurteilung zu 20 000 Euro Schmerzensgeld steht angesichts der Tatsache, dass der 50-Jährige schon lange von Hartz IV lebt und demnächst die Haft antreten muss, wohl nur auf dem Papier.