Auf dem Hof der Musikschule an der Duissernstraße stehen Eltern und Kinder Schlange: Das zweite Schuljahr steht bevor – und das bedeutet für die Schüler, die am Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki) teilnehmen, dass sie ab jetzt ein Instrument lernen. Über 2000 Leih-Instrumente werden ausgegeben. Wobei das beliebteste „mit ganz großem Abstand“ die Gitarre ist, sagt Musikschulleiterin Johanna Schie. Auf den Plätzen folgen Violine, Querflöte und Klavier, das als transportables Keyboard ausgegeben wird. Am Ende der Hitliste stehen Fagott und Oboe, die allerdings auch sehr schwer zu lernen sind.

15 Instrumente stehen zur Wahl

15 Instrumente werden im ersten Schuljahr zum Teil sogar von Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker den Jeki-Kindern vorgestellt. Dazu vertonen sie im Klassenverband Geschichten oder lernen auf Orff’schen Instrumenten Rhythmusgefühl. „Allgemeine Musikalisierung“ nennen das die Fachleute. Im zweiten Schuljahr geht es dann ans Wunsch-Instrument. Dabei unterrichten Musikschullehrer in Kleingruppen. Im dritten und vierten Schuljahr kommt wöchentlich eine Stunde Ensemble-Spiel dazu.

Dass nicht jedes Kind in der Musik seine Berufung findet, war zu erwarten. Und die Zahlen zeigen es: Haben im ersten Schuljahr 2012/2013 noch 2534 Erstklässler an Jeki teilgenommen, waren es im zweiten 1049, im dritten dann 712 und im vierten 372. Fürs neue Schuljahr liegen die Zahlen etwas höher. Man kann nur spekulieren, woran es genau liegt. „Im dritten Schuljahr fallen wohl die raus, die nur mal schnuppern wollten. Und die, die merken, dass Musik mit Arbeit und Üben verbunden ist“, sagt Schie. Es könne auch an der Beitragssteigerung von 20 auf 35 Euro liegen, obwohl Kinder aus armen Familien vom Beitrag komplett befreit sind.

Dennoch fällt Johanna Schies Bilanz nach sechs Jeki-Jahren „absolut positiv“ aus. „Wir erreichen Kinder, die wir sonst nie erreichen würden“, sagt die Musikschulleiterin. Über 23 000 Duisburger Kinder wird das von der NRW-Stiftung getragene Programm bis Schuljahrsende erreicht haben. „Auch wer nicht dabei bleibt – die Kinder sind mit Musik und Instrumenten in Berührung gekommen,“ so Schie. Es sei wie im Sport: Da werde ja auch nicht jeder Olympiasieger.

Zu den noch nicht gelösten Fragen zählt auch, wie es für die Kinder weiter geht, die weitermachen möchten. Da gebe es zunehmend Anfragen. Das Problem sei, dass sie dann ein Instrument kaufen müssten und der Unterricht nicht mehr an der Regel- sondern an der Musikschule läuft. „Es ist eine Flexibilisierung geplant“, sagt Johanna Schie. Mit einigen Grundschulen sei inzwischen vereinbart worden, dass dort weiter unterrichtet werden dürfe, die Kinder also im bekannten Ensemble und Umfeld bleiben. „Was man entwickeln müsste, wäre die Ensemble-Arbeit an den weiterführenden Schulen fortzusetzen. Das ist nicht allein von der Musikschule zu leisten.“