Weil die Zahl der an „Zucker“ Erkrankten ständig steigt und viele Betroffene nicht wissen, welche Risiken und Veränderungen diese Erkrankung mit sich bringt, schuf Hadi Rezai im Januar 2012 ein neues Angebot: Der Inhaber der Apotheke am Wanheimer Dreieck gründete den Diabetiker-Club. Seitdem treffen sich bis zu 40 Interessierte aus ganz Duisburg einmal im Monat in Wanheim. Tendenz: steigend. Bei den abendlichen Veranstaltungen können sie nicht nur Vorträgen von Diabetes-Experten lauschen. „Viel wichtiger ist den meisten der Austausch über ihre Alltagsprobleme“, erklärt der 44-jährige Apotheker im Gespräch mit der WAZ.
Laut Rezai gibt es bereits jetzt sieben bis acht Millionen Menschen in Deutschland, die unter Diabetestyp 1 oder 2 leiden. Nicht eingerechnet ist die wohl sehr hohe Dunkelziffer von jenen, die „Zucker“ haben, das aber nicht wissen, weil er noch nicht diagnostiziert wurde.
Abnehmen ist wichtig
Bei der Typ-2-Gruppe ist die ungesunde Lebensweise der Auslöser der Erkrankung, so Rezai. Genau hier setzt er den Hebel an. „Ich habe mich zum Ernährungsberater fortgebildet und will jedes Club-Mitglied für die Wichtigkeit einer Ernährungsumstellung und einer Reduzierung des Körpergewichts sensibilisieren“, erklärt der in Düsseldorf lebende Deutsche mit afghanischen Wurzeln. Die wichtigsten Tipps in Kurzform: 1.) die Aufnahme an Kohlenhydraten reduzieren; 2.) die der Eiweiße optimieren; 3.) abnehmen!
Beim allerersten Treffen im Januar 2012 hatte Rezai mit fünf bis sieben Leuten gerechnet. Es kamen über 20. Und weil die Platzkapazitäten in der ersten Räumlichkeit fix erschöpft waren, mietete der Apotheker das freie Ladenlokal neben seinen Geschäftsräumen an, in dem zuvor ein Sonnenstudio untergebracht war. Das baute er in einen Schulungsraum um, der nun den einladenden Namen „Zentrum für Ihre Gesundheit“ trägt.
Warum bietet er diesen (kostenlosen) Service überhaupt? „Kleinere Apotheken wie diese können die Rabattschlachten der großen Ketten gar nicht mitmachen. Unsere Chance ist es, sich zu spezialisieren und mit zusätzlicher Beratung den Kunden einen Mehrwert zu geben. Und ich möchte, dass meine Apotheke als Diabetes-Fachzentrum anerkannt wird“, so Hadi Rezai.
Bei den vergangenen Treffen des „Diabetiker-Clubs“ haben Referenten, Ernährungsberater und Diabetes-Assistentinnen mit ihren Vorträgen einen wichtigen Teil dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die Erkrankung bei den Patienten zu schaffen. „Unsere Treffen hier sind auch viel persönlicher, als es jedes Kundengespräch an der Theke sein kann. Deshalb trauen sich viele hier auch ganz anders aus sich heraus“, sagt Sandra Kukofka. Die Wanheimerorterin (42) arbeitet seit 26 Jahren als Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in der Apotheke am Wanheimer Dreieck. Und sie ist bei jedem Treffen des „Diabetiker-Clubs“ dabei. Dort misst sie auf Wunsch die aktuellen Zuckerwerte. Sind diese zu hoch, heißt eine beliebte Ausrede: „Oje, ausgerechnet heute habe ich einmal gesündigt.“