Stefan Gee ist ein Mann der Tat. Hat er eine Idee, fackelt er nicht lange. Zurzeit ist er mit dem Rad unterwegs. Von der südfranzösischen Stadt Nizza nach Duisburg. Rund 2000 Kilometer. Berg auf, Berg ab. Bei 30 Grad. Gee ist einer, der auf die Frage „Warum?“ mit der Gegenfrage „Warum nicht?!?“ antwortet.

„Ich fahre einfach gerne Fahrrad“, sagt der gebürtige Engländer und lacht. Da passte es, dass der Selbstständige überraschend den ganzen August frei hat. Er packte seine sieben Sachen, flog nach Südfrankreich, radelte los. Lange darüber nachdenken musste er nicht. Vielleicht auch, weil er mit seiner Aktion Kindern in Not helfen möchte: Sponsoren zahlen für jeden gefahrenen Kilometer. Gee will die Einnahmen an das Friedensdorf Oberhausen, die Kindernothilfe Duisburg und ein Hospiz in Manchester spenden.

Die Hälfte hat er jetzt geschafft. Als wir mit ihm telefonieren, hat er rund 1000 Kilometer zurückgelegt, macht Pause an einem schattigen Plätzchen in Quingey. Er ist entlang der Côte d’Azur geradelt, dann hinein ins Landesinnere in Richtung Lyon. „Die Landschaft ist majestätisch“, sagt er. „Entlang des Meeres zu fahren, war traumhaft. Doch auch wo ich jetzt bin, ist es schön – aber bergig“, sagt er und lacht. Gut in Erinnerung ist ihm noch der 1912 Meter hohe Berg Mont Ventoux, den er vor einigen Tagen erklomm. Himmlisch schön und höllisch anstrengend sei die Fahrt dort gewesen. Die sechs Taschen – darin ein Schlafsack, Kleidung und Kochutensilien – hätten ihm da besonders zu schaffen gemacht. Bezwungen hat er den Berg trotzdem.

So wie jetzt die hüglige Landschaft Ostfrankreichs: Der blaue Himmel, die schmucken Häuser und die grünen Felder machen dort wirksam den Schmerz in den brennenden Beinen vergessen.

Damit Gee zu seinem ersten Arbeitstag im September pünktlich zu Hause ist, hat er einen festen Tagesablauf. „Ich stehe um sieben auf, frühstücke und fahre dann los“. Gegen vier Uhr halte er langsam Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Schließlich gebe es nicht an jeder Ecke die Erlaubnis, sein Zelt aufzuschlagen. Meistens hatte Gee allerdings Glück und konnte einen Camping-Platz finden. Einmal aber nicht. „Als es dunkel wurde, musste ich aufgeben. Ich habe in ein Hotel eingecheckt – wobei das auch nicht einfach zu finden war.“ Er musste für die Unterkunft einen Berg wieder hinab radeln, den er zuvor mühselig erklommen hatte.

Ob er durch die Radelei schon an Gewicht verloren hat, weiß er nicht. „Ich bin gespannt auf die Anzeige der Waage zu Hause“, sagt er erwartungsfroh. Etwas für sich haben die Temperaturen und die Anstrengung aber auch: Gee kann das Essen der Franzosen genießen, ohne Kalorien zu zählen. „Ich habe zwar Kochzeug dabei, ab und an gönne ich mir aber etwas Feines. Kochen können sie hier wirklich umwerfend gut.“

Den richtigen Weg lässt sich Gee, der aus Manchester kommt und ein Übersetzungsbüro leitet, von einem GPS-Gerät anzeigen. Falls dieses kein Signal hat, hat er eine Karte dabei. „Ich bin allerdings kein guter Kartenleser“, räumt er ein. So ist es auch schon vorgekommen, dass er vom geplanten Weg abkam. „Ich habe leider etwas Zeit verloren“, sagt er. Und ist sicher: „Aber die hole ich schon wieder rein.“

Spätestens am 1. September will er in Duisburg ankommen. Er fährt über Nancy, Metz und schließlich Trier und Koblenz. Seine Reise dokumentiert er im Internet auf: www.facebook.com/cyclingforkids2013.