Duisburg..

„Centralbureau“ der „Gewerkschaft Deutscher Kaiser“ – und das ganze noch im Stil der Neugotik gebaut: Heute würde so etwas nüchterner ausgedrückt und nüchterner aussehen. Aber August Thyssen ließ mit seiner Hauptverwaltung auch seinen unternehmerischen Erfolg sichtbar werden.

Was einmal Deutschlands größter Stahlkonzern werden sollte, begann als genannte „Gewerkschaft“, ein älterer, bergrechtlicher Ausdruck für eine Kapitalgesellschaft (IG Metall und Montanmitbestimmung kamen deutlich später), ab 1919 nach dem Gründer August-Thyssen-Hütte genannt, danach Thyssen AG, jetzt Thyssen-Krupp und immer noch AG.

Baubeginn war 1903

Zurück zum großen Industriellen, der von eher kleiner Statur war, aber von großer unternehmerischer Begabung. 1842 in Eschweiler geboren, gründete er 1871 in Mülheim seine erste Fabrik. 1891 wurde er alleiniger Eigentümer der Zeche „Deutscher Kaiser“ im heutigen Duisburger Norden, der damals noch weitgehend ländlich geprägt war. Die 80er und 90er Jahre des vorletzten Jahrhunderts ließen dort Bergwerks-, Kokerei- und Hüttenwerksanlagen entstehen, die Bauernschaft Bruckhausen wurde zu einem der bedeutendsten Industriestandorte Deutschlands.

Ein imposanter Treppenaufgang.
Ein imposanter Treppenaufgang. © TKS | TKS

Zurück zum „Bureau“. In den Jahren 1903/04 wurde der zunächst dreiflügelige Bau mit seinen Stufengiebeln und Nebengiebeln errichtet. Der erste Anbau erfolgte 1909, ein weiterer wurde wegen des Ersten Weltkrieges aufgeschoben und zumindest teilweise 1923 verwirklicht.

Prachtbau wird noch genutzt

Backsteinfassade, Bogenfenster in unterschiedlichen Varianten, ein repräsentativer Eingang mit passender Freitreppe, Mosaike am Giebel, alles schön und gut. Aber richtig prächtig ging’s im Inneren zu – und geht’s immer noch: herrlich geflieste Böden und Wände, ein holzgetäfelter Gewerkensaal für die Direktionsbesprechungen, ein Treppenhaus, das noch immer beeindruckt. Die Registratur in Keller und Dachgeschoss war natürlich etwas sparsamer gestaltet.

Nicht alles, was die Mitarbeiter August Thyssens damals erfreut haben dürfte, ist erhalten geblieben, manches ist Modernisierungen und geändertem Zeitgeist zum Opfer gefallen.

Als Verwaltung wird der Prachtbau an der Ecke von Kaiser-Wilhelm- und Franz-Lenze-Straße in Bruckhausen aber nach wie vor genutzt. Auch wenn der Vorstand und der Großteil der Angestellten heute wenige Schritte entfernt im neuen Hauptverwaltungshochhaus tätig ist, das mit seiner grünen Metall- und Glasfassade zwischen 1963 und 1966 erbaut wurde.