Es tröpfelte aus der dichten Wolkendecke auf den „Garten der Erinnerung“ am Innenhafen. Kein gutes Wetter für den vierten Abend der Tanzreihe „About Sky(s)“. Also baten die Choreographen Avi Kaiser und Sergio Antonino die etwa 70 Besucherinnen und Besucher in ihr nahe gelegenes Studio „The Roof“.

Die Architektur des Innenhafens lieferte den sechs Tänzerinnen und Tänzern die Inspiration und so sah man Bewegungsabläufe, die an geometrische Formen, Linien und Flächen erinnerten. Menschen begegneten sich in wechselnden Gruppen, nahmen Notiz von einander oder auch nicht. Aber der Gruppe ging es nicht nur um die tänzerische Interpretation von Architektur, sondern auch um die Emotionen, die diese Außenwelt bei ihnen ausgelöst hat. Und so nahmen Gefühle im Verlauf einen immer breiteren Raum ein. Die Tänzer berührten sich, drückten Annäherung und Ablehnung, Zärtlichkeit und Aggression aus.

Großen Anteil an der Intensität der Körpersprache hatten die mal flirrenden, mal auftrumpfenden Akkordeonklänge von Marko Kassl und die zugleich irritierende und faszinierende Stimme der Sopranistin Janin Roeder. Bis in spitze Schreie steigerte sie sich, worauf die Tänzer wie abhebende Vögel reagierten.

Nach über 60 Minuten löste sich die Spannung in starkem Applaus. Doch es gab noch einen Nachklang. Man setzte sich in einen Kreis und das Akkordeon klang nun folkloristisch. Liudmila Elina, die in der Jüdischen Gemeinde Tanz unterrichtet, kam zur Gruppe und interpretierte eine russische und eine israelische Melodie. Für den Israeli Avi Kaiser gehörte auch das zur tänzerischen Erinnerungsarbeit am Innenhafen.

„Fabelhaft“, „sehr ausdrucksstark“ – so kommentierten die Freundinnen Reinhilde Fuest und Cornelia Pohlmann den Abend. Und Bernd Ackeren, der mit seinem Mann Matthias Ernst an allen Abenden fotografierte, meinte: „Schön, wie sich die Tänzer bei ihren individuellen Bewegungen nie in die Quere gekommen sind.“ Das sei doch auch eine gute Vorstellung für eine ganze Gesellschaft.