Im Wahlkampf wird’s persönlich: Die SPD drängt in die Wohnzimmer, sie will aufs heimische Sofa. Die beiden Duisburger Bundestagskandidaten wollen sich einladen lassen, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Es geht darum, dass die Leute den Politikern wieder vertrauen können. Dazu gehört der persönliche Kontakt, dass man ihnen in die Augen gucken und sie anfassen kann“, sagt Mahmut Özdemir, der im Nord-Wahlkreis das Ticket nach Berlin lösen will. „Manche glauben dann nicht, dass wir auch wirklich die Kandidaten sind. Ich musste zuletzt bei einer Frau sogar eine Unterschriftenprobe abgeben“, sagt der 23-jährige Homberger.
Auch die Abgeordnete Bärbel Bas setzt mit ihrem Amtsbonus auf die Wohnzimmer-Gespräche: „Ich komme auch gern zur Gartenparty, zum Kaffeeklatsch oder zur Runde ins Vereinsheim.“ Einige Termine stünden bereits fest, die Anfragen laufen über die Wahlkampfbüros.
Die Devise ist klar: „Raus zu den Menschen“ wollen beide in ihrem Wahlkampf, von Tür zu Tür ziehen oder an den 180 Infoständen der SPD präsent sein.
Was die Partei derzeit medial umtreibt, sind die Ausschlusserklärungen ihrer Spitze. Parteichef Gabriel und Kanzlerkandidat Steinbrück schließen derzeit alles an Koalitionen aus, was nicht Rot-Grün ist. Aber wie sehen das die beiden Duisburger Kandidaten, in deren Stadt Rot-Rot-Grün regiert?
„Opposition ist Mist“, fällt Bärbel Bas dazu erstmal der Müntefering-Spruch ein. „Wir wollen regieren.“ Und wenn - wie es aussieht - Rot-Grün dafür nicht reicht? „Klar ist für mich: Unsere Forderung zur Bürgerversicherung, zur Pflegeversicherung, zur Rente und zum flächendeckenden Mindestlohn sind in einer großen Koalition nicht machbar.“ Also die Linke ins Boot holen? „Ich habe mit Rot-Rot-Grün kein Problem“, sagt Bas. Ob die Parteispitze dann nicht Wortbruch leiden würde, lässt sie dahingestellt. „Wenn Steinbrück den Anspruch hat Kanzler zu werden, kann er nicht alles im Vorfeld ausschließen. Ich finde es richtig, wenn es zu Koalitionsgesprächen einen Parteikonvent gibt.“
Özdemir weicht in dem Punkt nicht ab. „Es geht darum, irgendwie eine linke Mehrheit zu finden, die Steinbrück zum Kanzler wählt“, sagt er. „Steinbrück ist zwar unser Spieler. Der Trainer aber ist die Partei. Und die sagt, wo es langgeht.“