Duissern. .
„Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun, aber des siebten Tages sollst du feiern, auf das dein Ochs und Esel ruhen und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken“, heißt es schon in der Lutherbibel. Kein Wunder, dass sich die evangelische Gemeinde der Lutherkirche in Duissern dafür etwas Besonderes hat einfallen lassen. Seit Juni finden einmal im Monat in der Notkirche historische Tänze statt. Dazu ist jeder eingeladen. Selbst Pfarrer Stefan Korn lässt es sich nicht nehmen, an jenen Sonntagen mitzutanzen.
Auch Einzelpersonen willkommen
Wir sind eine offene Kirche, jeder ist eingeladen, mitzumachen“, sagt Stefan Korn, der die muntere Atmosphäre an den Nachmittagen schätzt. „Das zeichnet unsere Gemeinde aus, die Geselligkeit, das Zusammentreffen und den Austausch untereinander.“ Diesmal sind etwa 30 Interessierte gekommen. Paarweise Anmeldungen sind nicht notwendig, es wird munter gewechselt und sich teilweise auch in der Gruppe gedreht. So stehen die Hobbytänzer in einem Kreis und halten sich an der Hand. Unter der Anleitung von Kursleiter Dieter Struwe wird nun ein „Tourdion“ erlernt, ein französischer Paartanz aus dem 16. Jahrhundert. Dass heute ein paar mehr Damen als Männer gekommen sind, ist nicht weiter schlimm. Kurzerhand übernehmen Frauen den Part des Mannes.
Der „Tourdion“ ist ein Springtanz. Zunächst hüpfen die Damen nach links und wechseln viermal den Tanzpartner. Hüpf! Die erste Ausführung des Herumspringens führt zu einem fröhlichen Gewusel. Nach ein paar Trockenübungen sitzt die Bewegung und die Herren dürfen viermal nach rechts springen. Der Tanz ist sozusagen das Speed-Dating der Renaissance – hüpfend und schreitend lernt man nach und nach alle Tänzer kurz kennen.
Kursleiter Dieter Struwe tanzt die historischen Varianten seit etwa drei Jahren. Der Krefelder hat die Choreographien und Schritte selbst in Gruppen in der Region gelernt. „Da drehen wir uns allerdings in Turnhallen oder Tanzschulen“, sagt der 50-Jährige. Das historische Gebäude der Notkirche war sogar erst der Anlass, English Country Dance in die Gemeinde nach Duissern zu holen. Die 22-jährige Luisa Schmidt Holzschneider, deren Interesse für die Tänze auf Mittelaltermärkten geweckt wurde, schlug vor, das historische Kirchenschiff als Kulisse für das traditionelle Hobby zu nutzen. Der Wunsch wurde erfüllt. In der Pause, die die meisten für einen lockeren Plausch nutzen, führt Struwe mit einigen erfahrenen Tänzern einen komplizierten englischen Volkstanz auf, um zu zeigen, wohin man mit den Schritten kommen kann. „Das machen wir dann an Weihnachten“, scherzt Pfarrer Korn und dreht sich über das Kirchenparkett.