Duisburg. .

So idyllisch kann der größte Binnenhafen der Welt sein: Kaffee auf dem Tisch, leise plätscherndes Wasser zu Füßen, Hektik und Getriebe außen vor und doch mittendrin – der Werfthafen ist der älteste Teil der Duisburger Häfen, zugleich auch Kunststandort und am besten zu erleben von der Kaffeeterrasse der belebten Tankstelle an der Hafenstraße in Ruhrort.

Das sichelförmige, schmale Becken des heutigen Werfthafens – genutzt allenfalls noch von Schiffen, die auf Reinigung oder Reparatur warten, war vor knapp 200 Jahren eine Sensation. Da bildete das 1820 bis 1825 angelegte Becken aber auch noch ein Oval mit Kohlelagern an den Ufern, die man anlaufen konnten, ohne Wenden zu müssen. Das sparte Zeit in einer Zeit, als die Industrie in Fahrt kam und die Welt nach Ruhrkohlen gierte. Auf der Mittelinsel befand sich die Werft von Jacobi, Haniel und Huyssen, dreier namhafter Industriepioniere, wo 1830 die „Stadt Mainz“ vom Stapel lief, der erste deutsche Rheindampfer.

Hafenbecken wurde zu klein

Schleusenhafen, Nordhafen. Südhafen, Kaiserhafen, schließlich die Hafenbecken A, B und C, der Ruhrorter Hafen wuchs in den Folgejahrzehnten bis Meiderich. 1911 bis 1914 wurde schließlich der Vinckekanal gebaut, für den große Teile des Werfthafens zugeschüttet wurden. Das war zu verschmerzen, war doch das alte Becken wegen längst größer gewordener Schiffe und eines um 2,5 Meter gesunkenen Rheinspiegels kaum noch zu nutzen.

Bis heute erhalten ist der nördliche Teil des alten Werfthafens, und die Denkmalhüter haben ihn unter ihre Fittiche genommen: „Die denkmalwerte Substanz umfasst den etwa 30 Meter langen Durchstich, der vom Vincke-Kanal ausgeht. An seiner nördliche Böschung befindet sich ein halbkreisförmiger, bastionsartig vorspringender, circa acht Meter hoher Halbzylinder in Werksteinquader, vermutlich ein ehemaliger Kranpodest“, heißt es in der Denkmalakte, die die „teils unregelmäßige Quaderpflasterung“ der Hafenböschung auf die Zeit nach 1864 datiert.

Deutlich jünger ist die „Blaue Grotte“, die im Rahmen des Kunstprojekts „Binnen-Hafen-Zeit“ an einem Abgang von der Lünnemann-Werft zum Wasser 1993 bis 1995 entstand. Blaue Farbe, blaues Licht, alles in einer unerwarteten Umgebung – im städtischen Kulturbüro sieht man dadurch „die Sehnsucht nach Capri geweckt“. Das mag jeder selbst testen – am besten beim Kaffee von der Tanke.