Rund neuneinhalb Quadratkilometer misst das Betriebsgelände von Thyssen-Krupp Steel in Duisburg. Viele tausend Autos und Lkw von Dienstleistern, Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern, aber auch werkseigene Fahrzeuge bewegen sich auf dem rund 70 Kilometer langen Straßennetz von Deutschlands größtem Stahlhersteller. Dort, wo keine schweren Lasten bewegt oder sehr weite Distanzen überwunden werden müssen, erobert langsam aber sicher ein kostengünstiges und umweltfreundliches Verkehrsmittel die Werkstraßen und vor allem -hallen: das Fahrrad.

Allein in den vergangenen vier Jahren haben die Betriebe des Unternehmens rund 530 schwarze Drahtesel über das konzerneigene Einkaufsmanagementsystem bestellt – Tendenz steigend. Montiert werden die Citybikes – es gibt sie als einfache Ausführung oder als Lastenrad – im Bereich Werkstattleistungen des Stahlherstellers, einer anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen: Hier sind leistungsgeminderte Mitarbeiter darauf spezialisiert, die vom Hersteller vormontierten Fahrräder zusammenbauen, zu prüfen, mit Erkennungsnummern zu inventarisieren und schließlich an die Besteller ausliefern.

Gefahren werden die Räder vor allem in den großen Anlagen, da die Distanzen hier oft zu weit zum Laufen sind: „Von einem Ende bis zum anderen eines Kaltwalzwerkes ist es schon mal ein guter Kilometer – da ist ein halber Arbeitstag vorbei, wenn der Betriebsschlosser mal den richtigen Schraubenzieher vergessen hat“, lacht Roland Radzki, zuständig für die Fahrradwerkstatt.

Die kostengünstigen 28-Zoll-Fahrräder mit Minimalausstattung und tiefem Einstieg sind zwar robust und haltbar, bei Thyssen-Krupp aber auch harten Bewährungsproben ausgesetzt. „In den Hallen gibt es halt Staub und Schmutz – hinzu kommt, dass die Räder einem größeren Verschleiß ausgesetzt sind als das edle Rennrad daheim“, erklärt Radzki. „Da ist schnell mal die Kette gerissen, der Dynamo kaputt oder eine Acht im Reifen.“ Für solche Fälle bietet die Fahrradwerkstatt eine zuverlässige, schnelle Reparatur mit erneutem Sicherheitscheck an. Manchmal lohnt sich eine Instandsetzung aber angesichts des günstigen Beschaffungspreises kaum, dann landet der ausgediente Drahtesel erst auf dem Schrotthaufen und dann wieder in einem der Konverter des Stahlherstellers.