Duisburg. .
Schon um 6 Uhr am Samstagmorgen kommen die ersten technikbegeisterten Schaulustigen zur vollgesperrten A 59 in der Nähe des Hauptbahnhofs, um beim Einhängen der neuen Fußgängerbrücke zur Mercatorstraße zuzuschauen. Bereits eine Stunde später hängt die „Neue“ am Haken eines gigantischen Autokrans und schwebt langsam ihren Auflagern entgegen. Die 70 Tonnen schwere Stahlkonstruktion wurde von einer Offenburger Stahlbaufirma gefertigt, in zwei Teilen nach Duisburg geliefert und hier vor Ort über der A 59 zusammengeschweißt. Sie wird künftig zwar vor allem als Schilderbrücke benötigt, ist im Nebenprodukt aber auch ein Fuß- und Fahrradüberweg.
Auf dem letzten halben Meter bringen Meinrad Feißt und seine Kollegen eher altmodische Mittel zum Einsatz: Im schmalen Spalt zwischen Brücke und Auflager taucht der Oberkörper eines Arbeiters auf. „Viel Luft ist nicht mehr“, sagt der. „Dann nimm mal schnell den Kopf da raus, wir müssen noch fünf Zentimeter rüber“, sagt Feißt in breitem Schwäbisch. Mit einem langen Kantholz als Hebel drückt ein Kollege die Brücke in ihre Position.
Zwei Stahlstücke als Führung
Auch am anderen Auflager ist ein Kantholz im Einsatz: Noch einmal werden die Abstände mit dem Zollstock kontrolliert. Als alles stimmt, werden zwei Stahlstücke als Führung angeschweißt, um ein Verrutschen der Brücke zu verhindern. Dann wird sie die letzten Zentimeter heruntergelassen. Um 9.30 Uhr können die Trossen entfernt werden. Die Brücke ist fest, wird betoniert. Die Arbeiter liegen fantastisch in der Zeit, die Vollsperrung der A 59 kann fast einen ganzen Tag früher aufgehoben werden als geplant. Bei aller Freude am technischen Spektakel leuchtet den ausschließlich männlichen Zuschauern zwischen 8 und 80 Jahren der Sinn des neuen Überwegs nicht wirklich ein. „Macht schon Spaß, bei so etwas mal dabei zu sein, aber wofür die Brücke hier gut sein soll, das ist mir schleierhaft“, sagt Manfred Kentler. „Wer von hier aus in die Innenstadt will, kann doch wohl die paar Meter bis zur Bahnhofsplatte laufen“.
Die anderen sehen das ähnlich. „Wo die drüben an der Mercatorstraße ankommt, da gibt es bloß Brombeerranken und Scherben“, meint einer. „Für sowas ist Geld da. Und im Bahnhof fallen inzwischen die Brocken von der Decke.“ Nur Connor, jüngster Brückengucker, schaut in die Zukunft. Er will jetzt vielleicht doch nicht mehr Fußballprofi werden. Sondern Brückenbauer.