Sie löten, schrauben, sägen und feilen in der Ausbildungswerkstatt von Thyssen-Krupp, um neun kleine Kunstwerke aus Stahl entstehen zu lassen. Nur eines wird später tatsächlich errichtet, viel größer. Nahe dem Stahlwerk an der Alsumer Straße ziert es dann einen Radweg auf dem Gelände der Emschergenossenschaft. Der Ruf dieses Projekts im Rahmen der internationalen Kunstausstellung „Emscherkunst“ drang bis nach Amsterdam, Glasgow, Mailand und Newcastle. Rund 60 Studierende sind deshalb nach Duisburg gekommen.

„Wegen der Zusammenarbeit mit anderen europäischen Akademien“ hat sich Holger Küper beworben, erklärt der Kunststudent aus Münster. „Man kennt das eigene System, aber weiß nicht, wie die Leute in London oder Brüssel arbeiten.“ Im Duisburger Norden trifft er nicht nur auf andere Kunststudenten und Dozenten, sondern kann auch interdisziplinär dazulernen: Neben Künstlern sind in den neun internationalen Gruppen auch Architekten vertreten. „Mit ihnen gibt es erstaunlich wenig Reibung“, erklärt der 35-Jährige. „Das wundert mich stark.“

Prof. Ferdinand Ullrich von der Kunstakademie Münster überrascht das allerdings weniger. Die eher strengeren Architekten auf der einen und die Studierenden der Kunstakademien auf der anderen Seite hätten sich schnell vertragen. „Obwohl da unterschiedliche Ausbildungskonzepte zusammenkommen“, erklärt Ullrich. „Jetzt arbeiten die Architekten künstlerisch und anders herum.“ Inzwischen seien auch die Kunststudenten morgens um halb sieben, wenn die Werkstatt öffnet, schon da. „Die Leute wollen ihre Sachen zu Ende bringen. Selbstdisziplin ist auch das A und O für Freie Künstler.“ So würden sie durch das Projekt bereits unter realen Bedingungen arbeiten können. Und auch die sozialen Kontakte in der Thyssen-Krupp-Werkstatt hätten für die Entwicklung der Studierenden eine große Bedeutung. „Die Gefahr des Abgehobenseins ist gegeben. Hier sehen sie, wie andere Menschen arbeiten“, sagt der Professor und Direktor der Kunsthalle Recklinghausen.

Am Freitag endet das Projekt in Duisburg, dann werden die Modelle aus Stahl einer Jury präsentiert, die einen Entwurf der sechsköpfigen Gruppen auswählt. Bis zu 50 000 Euro aus den Mitteln der „Emscherkunst“ stehen für die Realisierung zur Verfügung. Die Gewinner gehen leer aus, jedenfalls finanziell. Im Lebenslauf macht sich die Teilnahme am Wettbewerb allerdings hervorragend. Und gelernt haben sie ja vielleicht auch noch was.