Man glaubt es Intendant Franz Xaver Ohnesorg gern, wenn er immer wieder bekennt, dass ihm die Schulprojekte des Klavier-Festivals Ruhr mindestens so sehr am Herzen liegen wie Sternstunden mit Tasten-Stars. Seit sieben Jahren stemmt das Festival unter der erstklassigen Leitung von Tobias Bleek anspruchsvolle Projekte mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen und Schulformen. Für das jüngste „inklusive Education-Projekt“ wagte man sich sogar an Igor Strawinskys Hochzeits-Kantate „Les Noces“ heran. Im Zentrum standen überwiegend Schüler aus Marxloher Schulen, so der Grundschule an der Sandstraße und der Katholischen Grundschule Henriettenstraße sowie dem Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, bereichert durch Kinder der Buchholzer Waldschule, einer Förderschule für Geistige Entwicklung.

Den Löwenanteil des extrem anspruchsvollen musikalischen Parts besorgten Profis wie das Chor-Werk Ruhr und Solisten wie die Sopranistin Diana Schnürpel oder der Tenor Corby Welch. Nicht zu vergessen vier Pianisten, darunter die in den Education-Projekten überaus engagierte Tamara Stefanovich, sowie sieben Schlagzeuger der Kölner Musikhochschule.

Allen gelang eine eindringliche Darstellung der rhythmisch urwüchsigen, stark ritualisierten Musik. Gerade das rituelle Kolorit erleichterte den Kindern den Zugang zum Werk. Hochzeitsriten kennen alle Völker und sind auch den Schülern, woher ihre Familien auch stammen mögen, bekannt.

Die Marxloher „Hochzeits-Meile“ diente als Initialzündung. Die Schüler entwarfen eigene Szenarien zu Strawinskys Musik, die die charismatischen Choreographinnen Yasha Wang und Judith Nüßler zu Tänzen schmiedeten, die so vielfältig ausfielen und sich so perfekt zusammenfügten, dass die Altersunterschiede ebenso wenig auffielen wie die gleichzeitige Mitwirkung von behinderten und nicht behinderten Kindern. Ein Idealfall der Inklusions-Pädagogik.

Voraus gegangen war eine gut einjährige Vorbereitung durch die Lehrer der Schulen. Die schlug sich auch im umfangreichen Vor- und Rahmenprogramm nieder. Vor dem großen Auftritt zelebrierten Kinder der Waldschule bereits eine eigene kleine Inszenierung eines Hochzeits-Aufmarsches, ergänzt durch beeindruckende Bilder und Plastiken zum Thema. Die anderen Schüler präsentierten dann ein größer angelegtes Hochzeitsfest, angefangen von Muezzinrufen und einem Hennaritual bis zu den Festlichkeiten des Strawinsky-Werks.

Die konzentrierten, bunt geschmückten Kinder waren am Ende überglücklich.