Neudorf. .
Schon auf dem Weg zur Arbeit beginnt ihr Job. Wenn Petra Lorberg über die Oststraße zu ihrem Geschäft „Tausendundein Buch“ geht, beginnt schon ihr Verantwortungsbereich. Als neue Vorsitzende der Interessengemeinschaft macht sie sich mit ihren Kollegen und Nachbarn Gedanken darüber, wie die kleine Meile weiter belebt werden kann.
Fünf Jahre lang hatte sie den Posten bereits inne, machte dann fünf Jahre Pause. „Es ist ganz gut, wenn es andere übernehmen, dann gibt es auch andere Schwerpunkte“, erklärt Lorberg. Ihrer soll für diese Amtszeit sein: „Ich möchte über den Tellerrand schauen, bei Veranstaltungen nicht einfach Tische mit Ware nach draußen stellen und hoffen, dass die Kunden sie kaufen. Warum sollten die das denn auch tun?“ Andere Anreize müssten her, neue Ideen für Aktionen und Veranstaltungen, damit man im Stadtteil gegen die Konkurrenz in der City, in den großen Einkaufszentren und im Internet weiter bestehen könne. „Es wird immer viel gemeckert in der Branche, der Einzelhandel muss kämpfen. Bei uns als Buchladen ist es Amazon, andere Geschäfte haben andere Konkurrenten“, erzählt Lorberg.
Doch wenn sie durch das Schaufenster nach draußen blickt, sieht sie in eine positive Zukunft. Denn die Einkaufsstraße hat sich wieder gemacht. „Im Moment eröffnen viele kleinere Läden, das ,Frauenzimmer’ zum Beispiel. Und am anderen Ende mischt der neue Friseur die Oststraße auf“, sagt Lorberg. „In den letzten drei Jahren hatten wir einen beängstigenden Leerstand. Kaum war ein Ladenlokal vermietet, war das nächste schon wieder leer. Aber seit Anfang des Jahres beobachte ich, dass sich die Lücken schließen.“ Ein Problem würde noch der Leerstand des ehemaligen Schuhladens darstellen, diese Fläche sei einfach zu groß. „Was ich bei all dem besonders gut finde: Wir haben keine Billig- und Ramschläden.“
Ohne die Mischung in der Einwohnerstruktur im Stadtteil habe die Oststraße die Erfolge der jüngeren Vergangenheit aber nicht erzielen können. „Wir haben hier viele ältere Leute, aber auch immer mehr Familien mit Kindern. Auch durch die Nähe der Universität ist der Stadtteil lebendig und zukunftsträchtig“, erklärt Lorberg. Zudem hätten die Menschen, nachdem sie lange genug für jede Kleinigkeit in die Einkaufszentren gefahren wären, nun wieder erkannt, dass es auch in der nahen Umgebung alles Nötige gibt – und noch mehr: „Es machen viele kleinere Lädchen auf mit einem Warenangebot, bei dem man früher wohl gesagt hätte: ,Damit kannst du nicht überleben.’ Aber da hat sich wohl das Kaufverhalten der Menschen geändert.“