Duisburg..

Im vergangenen Jahr wurden laut einer Landesstatistik vom Duisburger Jugendamt 1554 Verfahren zur „Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls“ durchgeführt. Hinter diesem hölzernen Begriff verbergen sich in manchen Fällen Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die auch den härtesten Profi bis ins Mark erschüttern. „Wie in einem aktuellen Fall, der gerade vor Gericht verhandelt wird“, so Jugenddezernent Thomas Krützberg.

In 123 Fällen eine akute Gefährdung

Von den rund 1500 Fällen, denen das Jugendamt nachgegangen ist, entpuppten sich 619 als falscher Alarm: Weder lag tatsächlich eine Kindeswohlgefährdung vor noch gab es Hilfebedarf bei den Familien. „Das beweist aber, dass die Menschen in Duisburg aufmerksam sind, und hat nichts mit Spitzeltum zu tun“, so Krützberg weiter. „Mir ist es lieber, dass wir zehn mal umsonst rausgehen als einmal zu wenig.“

Nach der Landesstatistik gab es in 123 Fällen eine akute Gefährdung von Kindern. 36 Kinder waren jünger als drei, 21 im Alter zwischen drei und sechs, 27 zwischen sechs und zehn, 39 zwischen zehn und 18 Jahren alt.
In 395 Fällen lag keine Gefährdung vor, jedoch existierte Hilfebedarf in den Familien. In 417 Fällen diagnostizierte das Jugendamt eine „latente Kindeswohlgefährdung“. Um eine latente Gefährdung handelt es sich, wenn die Frage, ob gegenwärtig tatsächlich eine Gefahr besteht, nicht eindeutig beantwortet, eine Kindeswohlgefährdung jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, so das Landesamt.

„Ich bewundere die Kollegen, die die Arbeit vor Ort machen“

„In den akuten Fällen haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder müssen wir das Kind aus der Familie nehmen oder der Täter muss gehen“, erklärt der langjährige Jugendamtsleiter Krützberg. Der Grad der Vernachlässigung und Misshandlung ist in manchen Fällen hoch. „Ich bewundere die Kollegen, die die Arbeit vor Ort machen.“

Thomas Krützberg hegt allerdings Zweifel an der Vergleichbarkeit der Zahlen, die vom Landesamt verbreitet worden sind. So habe es in Dortmund als in etwa vergleichbarer Stadt mit Duisburg laut Landesstatistik nur insgesamt 328 Fälle gegeben, eine Zahl, die nur ein Drittel der Fälle von Bochum ausmache. „Da kann doch etwas nicht stimmen.“