Duisburg. .
Das Zitat „Stillstand gibt es nicht“ von Jean Tinguely, Altmeister der kinetischen Skulptur, trifft nicht nur auf die Ausstellung „Moving Sculptures – Bewegte Skulpturen“ zu. Sondern auch für das Lehmbruck-Museum, das Dr. Söke Dinkla seit knapp zwei Monaten leitet.
In Rekordzeit hat sie diese Ausstellung aus der Sammlung des Hauses auf die Beine gestellt. Außerdem hat Kustodin Dr. Marion Bornscheuer Schlüsselwerke Wilhelm Lehmbrucks, die gerade nicht auf Ausstellungstournee sind, und Stücke aus dem Depot zu einer Schau zusammengestellt. Darunter das Porträt „Königin Luise“ von 1898, über die sie jüngst herausgefunden hat, dass es sich nicht – wie bislang angenommen – um eine Kopie Lehmbrucks der preußischen Königin Luise nach Johann Gottfried Schadow von 1795 handelt, sondern um Lehmbrucks Cousine Luise, der er scherzhaft den Titel „Königin“ gegeben hat.
Die beiden Ausstellungen sind also nicht nur bemerkenswert, weil sie ungewöhnlich schnell umgesetzt wurden. Sie bringen wieder Leben in die zuletzt fast leere große Glashalle; sie ermöglichen Besuchern, während der Sanierung des Lehmbruck-Trakts Lehmbruck zu erleben; sie bescheren Begegnungen mit Werken, die lange nicht zu sehen waren – und sie belasten die angespannte Finanzsituation nicht weiter, weil die Hälfte der Kosten das Land trägt.
Das freut auch den neuen Kulturdezernenten Thomas Krützberg, der bei der ersten Ausstellung seiner Amtszeit im Lehmbruck-Museum auch unterstrich, dass die Sanierung des Hauses finanziell abgesichert ist. Bis voraussichtlich Januar wird zunächst der Lehmbruck-Trakt renoviert.
Die Ausstellung „Bewegte Skulpturen“ gibt einen Überblick über die Erweiterung des Skulpturenbegriffs im 20. Jahrhundert, als der Anspruch auf Ewigkeit und Unveränderlichkeit schwand. Sie umfasst Werke wie das fragile Mobile von Alexander Calder (um 1940), Tinguelys motorgetriebenes „Märchenrelief“ (1978) oder und Lynn Hershmans interaktive Ton-Bild-Installation „Room of One’s Own“ und Stephan von Huenes „Drum II“, bei der 32 Schlegel computergesteuert auf eine Acrylmembran trommeln, beide aus den 90er Jahren. Beeindruckend auch Aernout Miks Video-Installation eines zusammenstürzenden Raums oder Yves Netzhammers Installation und Videoprojektion „Süßer Wind im Gesicht“, der in eine künstliche Welt führt, die vertraut und befremdlich zugleich ist.
Die Ausstellung ist für Söke Dinkla auch Programm: Was kann Skulptur sein und im 21. Jahrhundert werden? Die Eröffnung ist heute, Samstag, um 16 Uhr.