Mit 160 Teilnehmern aus Politik, Verwaltung und Wohlfahrtsverbänden diskutierte die Awo Niederrhein jetzt bei der Fachtagung „EU-Freizügigkeit“ Lösungsansätze, um Zuwanderern kurzfristig zu menschenwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verhelfen.
„EU-feindlich, verantwortungslos und menschenunwürdig“, nannte die Landtagsabgeordnete und Awo- Niederrhein-Vorsitzende Britta Altenkamp Einlassungen von Innenminister Friedrich, der Vorurteile verstärke und Fremdenfeindlichkeit schüre. „Wir treten grundlegende Menschenrechte mit Füßen, wenn wir den hier rechtmäßig lebenden Unionsbürgern Bildung, Gesundheit und ein menschenwürdiges Leben verweigern.“ Der Fachkräftemangel werde beklagt, Beschäftigte aus anderen Ländern würden angeworben, und gleichzeitig schicke man bereits hier lebende und zu einem großen Teil gut ausgebildete Menschen wieder in ihre Herkunftsländer zurück. „Das ist doch völlig schizophren!“, empörte sich Altenkamp. Martin Weinmann vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen ergänzte, dass die Neu-Zuwanderer durchschnittlich jünger und besser ausgebildet seien, als die Mehrheitsbevölkerung in Deutschland. Die Sorge, dass eine Zuwanderung in die Sozialsysteme erfolge, sei daher völlig unbegründet.
Prekäre Lebenssituationen
Die Ergebnisse dieser Tagung will die Awo nutzen, um den politischen Druck zu verstärken, damit Armut, Ausgrenzung und Ausbeutung der Zugewanderten beendet werden. Als Soforthilfen fordert sie einen uneingeschränkten Zugang zu Sprach- und Integrationskursen, den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Kindertagesstätten und Schulen sowie einen Gesundheitsfonds, der die Versorgung nicht ausreichend Krankenversicherter abdeckt.
Andrea Demming-Rosenberg, stellvertretende Awo-Bezirksvorsitzende, lebt in Hochfeld und beobachtet, dass Armut wieder sichtbar geworden ist. „Prekäre Lebenssituationen wie im sogenannten Problemhochhaus, Matratzenlager in baufälligen Gebäuden, Arbeiterstrich und eine mangelnde Gesundheitsversorgung sind in unserem reichen Land völlig unerträglich!“