Nicht nur in den Niederlanden genießt Fay Claassen einen erstklassigen Ruf als experimentierfreudige und stimmgewaltige Jazzsängerin. So arbeitete die 1972 geborene Musikerin, die auch Dozentin für Jazzgesang am Konservatorium in Rotterdam ist, mit Stars wie Toots Thielemans, Mike Stern und Paquito d’Rivera zusammen. Jetzt gastierte sie erstmals in der Duisserner Intermezzo-Reihe in der Lutherkirche, wo sie mit dem Pianisten Marc van Roon ihrem Publikum ein Jazzerlebnis auf hohem Niveau bescherte. Auch der 1967 geborene Marc van Roon ist in der Jazz-Szene kein Unbekannter. So spielte er unter anderem mit Dave Liebman, Art Farmer und Charlie Mariano zusammen.
Dass Fay Claassen an diesem Abend mehr als nur Ersatz für die erkrankte Caro Josee war, bewies die sympathische Wahl-Kölnerin aus Holland auf Anhieb. Mit einer gekonnten Interpretation einer Komposition von Cedar Walton, in der sie den exotischen Spuren von Kolleginnen wie Tania Maria und Maria Joao folgte, deutete sie schnell ihre immensen Fähigkeiten als Sängerin an.
Auch der wunderbare Beatles-Song „Black Bird“ atmete den Geist einer großen Jazz-Vokalistin, die zwischen Scat und Klangmalereien ihre Zuhörer jederzeit mitnehmen kann. Dabei wusste der glänzende Marc van Roon mit seinem eleganten und melodiösen Spiel auch rhythmische Akzente zu setzen.
Zu den Höhepunkten gehörten eine warmherzig gesungene Ode an ihre kleine Tochter nach einem Song von Abbey Lincoln und Chet Bakers immer noch unter die Haut gehende Ballade „She was too good to me“, um dessen musikalische Hinterlassenschaft sich Fay Claassen mit einem preisgekrönten Album bereits verdient gemacht hat. Mit viel Sinn für markante Melodien ließ das Duo dann noch mit Giuseppe Tornatores Kino-Klassiker „Cinema Paradiso“ den Geist des großen Ennio Morricone aus der goldenen Filmdose. Viel Beifall für zwei exzellente Musiker und für ein schönes Konzert.