Duisburg.

Eine Modulküche von Ikea, ein Gemeinschaftsraum, ein Keller mit Boxsack, Kicker und Tischtennisplatte und sieben weiße Türen. Eine Wohngemeinschaft, wie sie typischer nicht sein kann. Und doch ist sie ganz anders. Die sieben Bewohner sind keine Studenten, sondern allesamt Männer, die schon Lebenserfahrungen der ganz anderen Art gesammelt haben. Ehemalige Obdachlose, die jetzt für mindestens 18 Monate von der GSL (Gruppenorientiertes Soziales Lebenstraining) eine Heimat gestellt bekommen, eine umfassende Hilfe in die „Normalität“ zurückzufinden.

Holger* und Mirko* sitzen im Gemeinschaftsraum neben der Küche. Die beiden verstehen sich gut, auch wenn der Musikgeschmack deutlich auseinandergeht. Auf Metal steht Holger, Mirko bevorzugt die klassischen Klänge. „Es ist hier wie im richtigen Leben, wir sind eine bunt gemischte Truppe – aber ich bin angenehm überrascht vom Leben hier“, berichtet Mirko, der seit zwei Monaten dort lebt. „Man kann sich auch ganz gut aus dem Weg gehen“, wirft Holger ein. Für den Fall, dass es mal kracht.

Platzmangel herrscht hier nicht. Alle sieben Männer haben ihre eigenen Räume, eine große Dachterrasse, einen Garten und zum Abreagieren den Kellerraum mit einem Boxsack. „Der für mich viel zu leicht ist“, sagt Holger. Er ist hibbelig. „Das Schlimmste war für mich war, als ich mal auf der Intensivstation lag und nicht aufstehen durfte.“ Wenn er sich abreagieren muss, geht er den Boxsack bearbeiten. Struktur ist eine Lebensstütze, die eben nicht nur „Spießer“ brauchen. „Struktur brauchen wir alle“, sagt Mirko. Er muss im Moment ständig zum Arzt. „Das ist gerade meine Struktur, die regelmäßigen Besuche.“ Wenn das vorbei ist, möchte er im Tierheim Hunde Gassi führen. Einen geregelten Ablauf hatte Holger auch schon, bevor er Hilfe annahm. „Damals, als ich noch unter der Brücke geschlafen habe, hatte ich auch einen festen Rhythmus. Sieben Uhr aufstehen, Kaffee holen, dann waschen.“

Nicht weit entfernt von der reinen Männer-WG lebt Jennifer* (22. Sie ist Zuhause rausgeflogen. Immer schon wollte sie alleine leben. Eine Ausbildung hat sie noch nicht, die Schule verließ sie nach der 9. Klasse. „Ich hab’ aber einen 2-Euro-Job bei einer Maler und Lackierer Firma.“ Wenn alles gut laufe, wird sich ihre Sozialarbeiterin dafür einsetzen, dass sie auch dort im nächsten Jahr eine Ausbildung anfangen kann. Der Kontakt zur Mutter ist mittlerweile auch wieder hergestellt. Wenn Jennifer Termine wahrnehmen muss, nimmt sie ihre Sozialarbeiterin mit. „Besser ich nehme jetzt die Hilfe an, als dass ich nie selbstständig werde.“ *Namen geändert