Bei dem Thema kommt der Leidensdruck der Duisburger zum Vorschein. Rund um den Niki-Brunnen im Schatten der Banken trafen sich am Samstag Gewerkschafter, Attac- und Occupy-Mitglieder zum Aktionstag: „Umfairteilen – Reichtum besteuern“ und verteilten zunächst mal jede Menge Informationen über Geldströme und finanzielle Regelkreisläufe in Deutschland und anderswo.
„Die BRD ist reicher denn je, zwischen 2002 und 2012 haben sich die Privatvermögen hierzulande verdoppelt, aber über 50 Prozent der Bevölkerung merken davon nichts“, sagt Rita Lü von Occupy Köln in ihrem Vortrag. „Die Kommunen werden immer ärmer und können ihren Aufgaben immer weniger nachkommen, oder was glauben Sie, warum in diesem Brunnen hier bei dem heißen Wetter kein Wasser ist?“
Auch die Gespräche mit Passanten fallen teilweise ziemlich hitzig aus. „Sie sagen mir doch auch nicht, wen ich wählen soll“, ereifert sich ein Mann nach Lüs Vortrag. „Richtig“, sagt sie, „wir geben Informationen, Schlüsse ziehen, müssen Sie selber.“
Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer lässt inzwischen einen Polizisten in die schriftliche Genehmigung für die Aktion schauen. „Ist das eure Hüpfburg?“, fragt der und zeigt auf die Kölner Occupy–Singers, die gerade „Griechische Pein“ schmettern und den Leuten mit dem frechen Text auf die altbekannte süße Melodie ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Klar“, versichert Keuer. Eine Hüpfburg war angemeldet, die Musikanlage nicht. Der Ordnungshüter lässt das bei etwas verminderter Lautstärke noch mal durchgehen. „Solche Aktionen sollen ja auch Spaß machen“, sagt Keuer. Am Brunnen wird inzwischen geschunkelt.
Weniger Spass hat Umfairteiler Thomas Nölle, wenn er nach rechts schaut. Dort werben zwei Herren unter einem Sonnenschirm für die im Februar gegründete Partei „Alternative für Deutschland“. „Die haben unser Logo abgekupfert“, sagt er genervt, „der rote Pfeil auf hellblauem Grund, das ist schon auffällig. Aber bei denen geht der Pfeil nach oben, da sieht man gleich, in welche Richtung die umverteilen wollen.“