Duisburg. Richard Wagner – bei ihm scheiden sich die Geister. Doch was 80 junge Menschen am Samstagabend bei „Wagner Experience“ im Bauch des Frachtschiffs MS Oriana an der Mercatorinsel darboten, erhielt Standing Ovations.

Richard Wagner – bei ihm scheiden sich die Geister. Doch was 80 junge Menschen am Samstagabend bei „Wagner Experience“ im Bauch des Frachtschiffs MS Oriana an der Mercatorinsel darboten, darüber war sich das Publikum einig: nach einer zweiten Zugabe gab es Standing Ovations. Die niederländischen Musiker im Alter von 18 bis 25 Jahren spielten am zweiten Konzertabend in Duisburg ein Potpourri aus Wagnerstücken, Hip Hop und Filmmusik.

Er beeinflusste auch Black Sabbath

„Wagner Experience“ wird somit zum Experiment. Und es gelingt, dieses Experiment, wenngleich es ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, einem Rapper, einem Metall-Gitarrist und dem hochkarätigen Studentenorchester gleichzeitig Gehör zu schenken. Doch auch damit nicht genug. Neben den kraftvollen Klängen der Musiker werden auf einer Leinwand Filmausschnitte, Videoclips und mediale Performances gezeigt. Das Programm des Abends ist in fünf Schwerpunkte aufgeteilt. So etwas wie einen roten Faden gibt es jedoch nicht. Mit Beethovens Ouvertüre Egmont geht es um „Life and Imagination of Wagner“. Im Zuge von „New Worlds of Wagner“ beschreibt der Metall-Gitarrist Florian Magnus Maier per Videoclip den Einfluss der Kompositionen Wagners auf Gruppen wie Black Sabbath. Hip Hop Künstler Geoff Double schildert die Kraft der Wagner Stücke, die auch im Hip Hop aufgegriffen wird. Nach einer Pause geht es im Containerschiff mit „Wagner and the Movies“ weiter.

Kritische Auseinandersetzung

Zum Vorspiel aus Lohengrin wird Charlie Chaplins „The Great Dictator“-Episode gezeigt - die einzige und bewusst subtile kritische Auseinandersetzung mit der Person Richard Wagner. Es geht um die Musik an diesem Abend, das sollte jetzt auch jedem Wagner Widersacher klar sein.

Die Studenten aus Utrecht sind allesamt Amateurmusiker. Keiner von ihnen studiert Musik. Der 23-Jährige Twan de Waard besucht normalerweise Biomedizinvorlesungen. Wenn er jetzt nicht für „Rheingold“ oder „Wagner Experience“ Bratsche spielt, steht er an der Kasse und kümmert sich außerdem um Auf- und Abbau in den Häfen. Der ein- oder andere Musiker fährt während der Tour sogar für Klausuren zurück nach Utrecht.

Ein Höhepunkt des Abends ist wohl die Filmmusik aus „Herr der Ringe“, die das Orchester grandios interpretiert.

Parallelen zum Rheingold-Stoff

Die Musik stammt zwar nicht von Wagner, doch das Leitmotiv des goldenen Rings weist unübersehbare Parallelen zum Rheingold-Stoff auf. Am Ende des Abends im Containerschiff steht für das Publikum fest: Mehr Wagner - und mehr Projekte dieser Art.