Duisburg..

Wer auf Reisen geht, der hat etwas zu berichten. So wie Hans Jörg Alby. Der 65-jährige Weltenbummler aus Wanheimerort schwang sich wieder einmal auf sein Motorrad – diesmal, um in weniger als vier Wochen das Schwarze Meer zu umrunden. Auf dieser 10 800-Kilometer-Tour erlebten er und seine Mitfahrer zahlreiche Geschichten und Anekdoten – etwa die vom. . .

. . . ukrainischen Abendessen

Nach dem Tourstart im polnischen Krakau, das die fünf Biker als ihren Treffpunkt auserkoren hatten, steuerten sie als ersten Anrainerstaat des etwa 461 000 km² großen Binnenmeeres die Ukraine an. „Wir haben dort in einer umgebauten Kolchose gepennt – für umgerechnet fünf Euro“, berichtet Alby. Der Besitzer züchtete nebenher Straußenvögel. So war es nicht verwunderlich, dass zum Abendessen eine üppige Portion Straußengulasch serviert wurde. „Imposant waren auch die riesigen Eingangsschilder in den Städten. Die waren größer als bei uns die Denkmäler.“

. . . Auto mit Holzkisten-Sitz

Von der Ukraine ging es nach Russland. Dort bewunderte zunächst eine ausgelassen feiernde Hochzeitsgesellschaft, die gerade Fotos von Braut und Bräutigam vor der Küstenkulisse schießen wollte, die rastenden Motorradfahrer samt ihrer Maschinen. Kurz darauf in einem Dörfchen missachtete ein Autofahrer die Vorfahrt und rammte einen der Biker. „Erst wollte kein Anwohner die Polizei rufen, dann fühlten sich die ersten drei Beamten nicht zuständig. Die Polizisten, die dann kamen, entschieden, dass der Schaden in bar reguliert wird. Wir bekamen 4000 Rubel, etwa 100 Euro. Ein Taxifahrer diente als Geldbote“, erzählt Alby. Und der Unfallfahrer? „Der kam direkt in Haft. Er war angetrunken und sein Wagen in einem desolaten Zustand. Statt auf einem Autositz saß man darin auf einer Holzkiste.“ Die Polizisten fanden das Vorhaben der Motorrad-Touristen übrigens so beeindruckend, dass sie die Tourlandkarte (siehe rechts), die sich die Reisegruppe als Aufkleber hatte anfertigen lassen, gleich an ihren Polizeiwagen pappte.

. . . „Dach“ Russlands

Der Elbrus ist mit 5642 Metern der höchste Berg Russlands. Um das „Dach“ zu erblicken, fuhr die um einen erkrankten Fahrer auf vier Reisende geschrumpfte Gruppe zur Talstation in Azau. Dort ging es per klapperiger Seilbahngondel („Manchmal sprang die Tür auf“) hinauf auf 3500 Meter Höhe. Per Motorschlitten ging es hoch bis auf 4050 Meter. Doch der Elbrus, er versteckte sich hinter einer Nebelwand. „Wir sind dann sogar zwei Tage dort geblieben. Den Gipfel haben wir aber leider nicht gesehen.“

. . . alten Seuchendorf

In einer Karte entdeckte Alby ein ehemaliges Seuchendorf. Diese über 200 Jahre alte Siedlung im Kaukasus lag aber mitten im Sperrgebiet. „Da galt unser Visum nicht. Das Militär ließ uns letztlich aber doch kurz rein, ein Soldat erwartete uns dort schon. Wir durften kurz Bilder machen – und mussten umkehren.“ Durch offene Fensterluken der zugemauerten Hütten entdeckten die Biker die knöchernen Überreste von längst Verstorbenen.

. . . wortlosen Wörterbuch

„Die schlechtesten Straßen hatten wir in Georgien. Nur zwischen der Hauptstadt Tiflis und der Hafenstadt Batumi war es in Ordnung.“ In einigen Ecken lag so viel Kuhmist auf den Straßen, dass es zur Rutschfalle wurde. Der Lohn für die Strapaze war die kilometerlange Hafenpromenade in Batumi. „Dort sprach keiner Englisch, aber ich hatte ja das Wörterbuch ohne Wörter dabei. Das zeigt die wichtigsten Begriffe in Zeichensprache. Hatte ich bisher auf jeder Tour mit, hat immer perfekt funktioniert.“

. . . vom Kontinentalsprung

Der Kontinentalsprung von Asien nach Europa erfolgte in Istanbul auf der Bosporus-Brücke. Dort gönnte sich Alby, der ab hier allein weiterreiste, in einem Restaurant am Bosporus einen Tee. „Eine der schönsten Sichten auf dieser Reise.“ Hier warteten aber auch die weltweit teuersten Spritpreise: 2,08 Euro für den Liter Super. Am billigsten war es in Russland mit 70 Cent pro Liter. Alby verbrauchte auf der Tour 660 Liter Sprit.

. . . restlichen Heimweg

In Bulgarien hielt Alby nur an, um Fotos zu machen. In Rumänien nächtigte er in einer Pension, in der er vor 13 Jahren schon war. Die Besitzerin erkannte ihn und schenkte ihm als Erinnerung eine Amphore. In Ungarn traf er an einer Tankstelle einen Biker aus Malaysia, der auf dem 10.000 Kilometer langen Weg von Kuala Lumpur zum BMW-Motorradtreffen in Garmisch-Patenkirchen war. Noch so ein knatternder Vielfahrer. Die nächste Tour geht im September nach Schweden. Diesmal mit Ehefrau Heidi als Sozia. „Mit ihr will ich ja schließlich auch mal Urlaub machen.“