Duisburg..
Die Zahl der Mitglieder von Kirchengemeinden sinkt stetig. Gemeinden fusionieren oder werden sogar ganz aufgelöst. Allein im Bistum Essen müssen 67 Kirchen schließen. Doch meistens bergen die Kirchengebäude eine hohe architektonische Qualität und eine weitere Nutzung macht Sinn.
So auch die katholische Kirche St. Peter an der Brückenstraße in Hochfeld, 1969 im Zeitgeist mit viel Beton und Backsteinen erbaut. Nach ihrer Schließung 2007 und mehr als fünf Jahren Leerstand wurde das Gotteshaus 2012 in neun Monaten zum Sozialzentrum St. Peter umgebaut. Am 18. Tag der Architektur konnten sich Dutzende Bürger vor Ort in Hochfeld ein Bild von dem gelungenen Ergebnis machen und mit dem Architekt Jochen Schröder sprechen.
Deckengewölbe erhalten
Draußen auf der Brückenstraße starren die Bürgersteige vor Dreck. Drinnen ist es blitzsauber, öffnet sich eine ganz andere Welt. Architekt Jochen Schröder hat beim Umbau versucht, Alt und Neu, den sakralen Charakter der Kirche mit ihrer neuen Nutzung als soziales Zentrum im Problemstadtteil zu verbinden.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Einerseits blieb das Deckengewölbe, das wie ein geräumiges Himmelszelt wirkt, vollständig erhalten. Genauso wie die anderen charakteristischen Baumerkmale wie die Kapelle, die Ecke für den Tabernakel, die Beichtstühle, die Stationen des Kreuzgangs.
Mehr Tageslicht
Andererseits ließ der Architekt große Fenster in die Außenfassaden schneiden, durch die jetzt viel Tageslicht in das frühere Kirchenschiff flutet. „Die Kirchen der 60er Jahre sind häufig im Innern sehr dunkel“, merkt Jochen Schröder an. „Jetzt ist es hier im Innenraum viel heller als früher.“
Das ist gut für die vielen menschlichen Begegnungen, die es in St. Peter seit Eröffnung des Sozialzentrums im Januar gibt. „Der Umbau einer Kirche für einen anderen Zweck war auch für uns eine besondere Aufgabe. Wir wollten trotz der neuen Nutzung den Kirchenbau erlebbar halten.“
Die zentrale Aufgabe des Essener Architekturbüros Schröder und Tolkmitt: Die Fachleute mussten für unterschiedliche, teils zeitgleiche Nutzungen Raum schaffen. Das gelang ihnen durch das Einstellen verschieden großer Raumvolumina. Mit diesen neuen Bauelementen wurde der alte Kirchenraum mit 387 qm Fläche für die neue Nutzung aufgeteilt und strukturiert.
Sechs neue Räume wurden gebaut
So ließ der Architekt unter dem Deckengewölbe sechs neue Räume mit Wänden und Decken aus Holz und Dämmstoff bauen. Dort nutzen die verschiedenen Spiel-, Arbeits- und Gesprächsgruppen, das neue Sozialzentrum. Hochfelder Senioren treffen sich hier zum Plausch, Kinder und Jugendliche aus neun Nationen werden durch Bildungsarbeit gefördert, Mütter und Kinder erhalten Sprachunterricht.
Besonders eindrucksvoll ist die Kinderbücherei gelungen. Sie schlängelt sich rundlich wie eine Ellipse im alten Kirchenraum, ein innenarchitektonisches Schmuckstück. Mit ihren Holzpaneelen in verschiedenen Farben und Höhen sieht die attraktive Kinderbibliothek selbst wie ein riesiger Bücherschrank aus.
Im Innern laden Bücherregale, Kuschel- und Spielecken zum Schmökern und Verweilen ein. In dieser Ellipse können die Kleinen auch mal die Seele baumeln lassen. Hinzu kommen moderne, behindertengerechte Toiletten und eine Lehrküche auf dem neuesten Stand.