Neuenkamp. .
Marcus Plien, Annette Leygraf und Fritz Schmelzeisen sitzen im Garten und blinzeln in die Sonne. „Gucken Sie sich die Gärten an. Das ist doch schön hier“, sagt Annette Leygraf. Sie kennt in der Peter-Maaßen-Siedlung in Neuenkamp jedes Eckchen und natürlich auch jeden Bewohner. Als Kind ist sie hier aufgewachsen. Fritz Schmelzeisen ist genauso bekannt. Einer der ältesten Siedler hat vor 65 Jahren geholfen, die Häuser aufzubauen. Benannt wurde das Quartier nach dem ehemaligen CDU-Ratsheer Peter Maaßen. Ab kommenden Wochenende, 28. Juni, wird der Geburtstag mit Bewohnern und Gästen gefeiert.
Kein Streit am Gartenzaun
Schmelzeisen, mit 88 Jahren einer der ältesten Siedler, zaubert ein kleines, schon etwas vergilbtes Notizbuch hervor. Vor 65 Jahren hat er genau eingetragen, wie viele Stunden er nach Feierabend noch beim Bau der Häuser geholfen hat. 3500 Arbeitsstunden für jeden Siedler waren Pflicht. „Wir waren eine Selbsthilfegemeinschaft, da hat jeder mit angepackt“, erzählt der Rentner. Eine Mark kostete der Quadratmeter Bauland. Das war für damalige Verhältnisse viel Geld. Immerhin: Für die Bauherrn gab es 300 D-Mark Startkapital. Zwischen 1948 und 1952 wurden insgesamt 131 Häuser gebaut. Begehrt waren die Grundstücke auch deshalb, weil sie jede Menge Platz für einen eigenen Garten hatten. Dort sollten die Siedler in den ersten Jahren ihr eigenes Gemüse anbauen, um sich selbst versorgen zu können. Heutzutage nutzen die meisten die Fläche eher zum Entspannen. Auch in den Häusern wurde in den 50er Jahren zusammengerückt: In den Einliegerwohnungen zog der eine oder andere Bergmann ein.
Das Handwerk, die Häuser zu bauen, haben sich Schmelzeisen und die anderen damals selbst beigebracht. „Wenn einer Richtfest gefeiert hat, war immer die ganze Siedlung da. Der Zusammenhalt war enorm“, erinnert sich Schmelzeisen. „Das ist auch noch heute so“, bestätigt Marcus Plien. Er ist Vorsitzender der Siedlergemeinschaft. „Hier wird noch aufeinander geachtet. Man hilft sich.“ Gartenzaun-Streitereien gibt es hier zwischen Nachbarn nicht – es sind nämlich keine Zäune zwischen den Grundstücken gezogen worden.
Inzwischen seien auch neue Bewohner in die Siedlung gezogen – und ebenfalls bestens integriert. Die meisten würden ohnehin nach ihrem Umzug der Siedlergemeinschaft beitreten. „Die Wohnlage ist begehrt. Es ist ruhig, man ist schnell am Rhein und trotzdem in 15 Minuten mit Rad in der Innenstadt“, zählt Plien die Vorzüge. Ihn zieht es nicht mehr weg aus Neuenkamp.