Zu einem Besuch der „Neuenthüllung“ habe sich Gerhard Richter mit Hinweis auf sein Alter (81) und seine zahlreichen Verpflichtungen nicht überreden lassen, berichtete Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle und damit Mitglied im Kreis der Ruhrkunst-Museen. Allerdings lasse der Künstler den Wunsch nach „vielen U-Bahn-Besuchern“ ausrichten. Adelt doch die Station König-Heinrich-Platz ein Werk, das er von 1988 bis 1992 mit seiner damaligen Kunstpartnerin und Ehefrau Isa Genzken entwickelte.
Damals eigens beim Künstlerpaar in Auftrag gegeben, könnte Duisburg heute nur noch davon träumen, ein solches Werk zu finanzieren. Gehört Richter doch inzwischen zu den Künstlern, deren Werke weltweit gefragt und am teuersten gehandelt werden: 29 Millionen Dollar hat ein Richter bei einer Versteigerung in New York kürzlich erzielt, wie Thomas Hüser berichtete. Er vertrat am Donnerstag Abend die Brost-Stiftung, die das Erbe des WAZ-Mitgründers Erich Brost und seiner Frau Anneliese im Sinne des kulturell und sozial engagierten Verlegers verwaltet. Die Stiftung unterstützt die von den Ruhrkunst-Museen angeregten „Neuenthüllungen“: Große Kunst im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets wird renoviert und neu bewusst gemacht. Damit soll auch der Erfolg der Kulturhauptstadt weiter getragen werden.
Smerling betonte die Besonderheit des Werks, das sich ja nicht nur über einen ganzen U-Bahnhof erstreckt. Es nimmt auch im Schaffen Richters eine Sonderstellung ein, der vor 20 Jahren noch fotorealistische Bilder malte – in der U-Bahn dann aber nicht nach Fotos oder Dias, sondern frei arbeitete und sich der Abstrakte zuwandte. Dabei gehen er und Genzken in ihren Farb- und Linienkompositionen in kräftigen Farben auf die Dynamik des Ortes ein. Und sie beziehen die Fahrenden ein, indem sie eine Ebene verspiegeln. Und sie lassen sich von Gerhard Mercator inspirieren, wenn sie einen der Bahnsteige mit sich annähernden Kreissegmenten nach dem Vorbild von Merkur und Venus gestalten. Hier finde sich „keine Dekoration, keine Möblierung“, so Smerling, sondern eine Einladung, sich mit Kunst auseinanderzusetzen.
Kulturdezernent Thomas Krützberg erinnerte daran, dass zeitgenössische Kunst oft umstritten sei. Sogar Niki de Saint Phalles Brunnen „Lebensretter“ sei damals von abwertend bis euphorisch kommentiert worden. Auch zukünftig bleibe Duisburg der Kunst zugewandt: So soll für die Bahnhofsplatte ein mit 300 000 Euro dotierter künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben werden.