Stadt Duisburg drohen Konsequenzen für MSV-Finanzhilfen
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Duisburg. Die Stadt dreht nun endgültig den Geldhahn für den MSV Duisburg zu. Aktuell prüft die Staatsanwaltschaft allerdings noch, ob es bei den drei anonymen Strafanzeigen wegen Verdacht auf Veruntreuung einen Anfangsverdacht für weitere Ermittlungen gibt.
Auch Oberbürgermeister Sören Link, der vor Wochen noch Kappe, Schal und Pulli aus der Vereinskollektion überzog und ein Bild davon auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, äußert sich zunehmend verhaltener. SPD und CDU haben deutlich gemacht, dass der Geldhahn endgültig abgedreht ist.
Trauernde MSV-Fans
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Gestern legten auch die Linken nach. „Missmanagement des ehemaligen Vorstands, das den Lizenzentzug zu verantworten hat, darf nicht zu einer finanziellen Belastung der städtischen Gesellschaften und des Duisburger Haushalts führen“, beklagte Parteivorstand Thomas Keuer. Die Abkehr der finanziellen Hilfen, die die Stadt und ihre Tochtergesellschaften dem MSV über Jahre gewährt hatten, sie könnte einen Grund haben. Denn möglicherweise hat die Subventionierung des Profi-Fußballs auch rechtliche Folgen.
EU-Kommission ermittelt
Die Duisburger Staatsanwaltschaft prüft immer noch die drei anonymen Strafanzeigen, die sich gegen OB Sören Link, aktuelle und ehemalige Vorstände der Stadtwerke, Aufsichtsräte und die Stadiongesellschaft richten, wie Staatsanwalt Detlef Nowotsch gestern auf NRZ-Nachfrage erklärte. Noch sei nicht klar, ob ein Anfangsverdacht für weitere Ermittlungen vorliegt. Der Vorwurf in den Anzeigen lautet Verdacht auf Veruntreuung zu Lasten der Stadt, weil Kredite ohne Sicherheiten vergeben worden und der Stadt und Steuerzahlern massive Schäden entstanden seien.
Öffentliches Geld in einen Fußballclub zu pumpen, könnte aber auch gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen:
Finanzhilfe für Fußballclubs Verstoß gegen EU-Wettbewerbsrecht?
Seit rund drei Monaten sorgen Ermittlungen der EU-Kommission im europäischen Fußball immer wieder für Schlagzeilen. Offenbar trifft es zunächst die namhaften Klubs: Die Wettbewerbshüter in Brüssel prüfen unter anderem die Grundstücksgeschäfte bei Real Madrid oder den Stadion-Deal zwischen dem PSV und der Stadt Eindhoven, sowie unzulässige öffentliche Hilfen für weitere zwei niederländische Erst- und zwei Zweitligisten. Medienberichten zufolge sollen die jeweiligen Städte offenbar auf ausstehende Forderungen verzichtet und ihren Vereinen damit indirekt Geld geschenkt haben.
„Professionelle Fußballklubs sollten gut verwaltet werden und nicht um Hilfe des Steuerzahlers bitten, wenn sie in finanziellen Schwierigkeiten sind“, äußerte sich EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia im März. Sollte es dennoch Finanzspritzen geben, müssten diese gemäß der EU-Beihilfevorschriften erfolgen. Bei einigen Vereinen in den Niederlanden und Spanien haben die Brüsseler Ermittler ihre Zweifel.
Das deutsche Profi-Geschäft haben die Wettbewerbshüter offenbar noch nicht im Fokus, Beispiele finden sich aber auch hier. Die Stadt Osnabrück rettete den VfL mit Darlehen vor der Insolvenz, in Aachen zahlt die Stadt die Stadionmiete und den Kredit zurück und in Duisburg könnten sich eben auch ähnliche Fragen stellen.
Folgen seien „unabsehbar“
So begründete gestern auch die Linke-Fraktion, warum „neue Finanzierungsabenteuer“ beim MSV mit ihnen nicht zu machen seien. „Wir laufen Gefahr, dass die EU-Kommission sich einmischt. Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, dass die EU-Kommission derzeit europaweit Berichte angefordert hat, wie es sich mit der öffentlichen Subventionierung von Profifußball verhält“, erklärte die Fraktionsspitze aus Martina Ammann und Hermann Dierkes. „Die massive Unterstützung aus Mitteln der öffentlichen Hand – wie auch in Duisburg und NRW geschehen – könnte als nicht EU-rechtskonform gesehen werden, mit noch unabsehbaren Folgen.“
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