Der Duisburger Musikpreisträger Alfred Brendel hat sich zwar vom Konzertpodium zurückgezogen. Doch wenn beim Klavier-Festival Ruhr junge Künstler auftreten, die er als Lehrer oder Mentor geprägt hat, dann wirkt noch etwas von Brendels künstlerischer Kraft in diesen fort. In der Gebläsehalle des Landschaftsparks war jetzt Herbert Schuch zu erleben, der in seinem Programm die kleineren musikalischen Formen in den Mittelpunkt rückte.

Zur Eröffnung verband Herbert Schuch die „Geistervariationen“ von Robert Schumann mit den Elf Bagatellen op. 119 von Ludwig van Beethoven und betonte hier die Modernität beider Zyklen. Trotz der melodischen Schönheit der Variationen musiziert Herbert Schuch diese Musik ganz introvertiert und zurückgenommen.

Die Sonate Nr. 18 D-Dur KV 576 von Wolfgang Amadeus Mozart hellt das Programm dann wie ein Sonnenstrahl auf und bietet viele verspielte und lyrische Momente: Das Adagio gestaltet Schuch sehr sensibel aus seiner Melodie heraus, das Allegretto erfreut durch seine tänzerische Leichtigkeit, die alle Erdenschwere hinter sich lässt.

Fühlt sich Herbert Schuch schon intensiv in die Klangwelten Schumanns ein, so gelingt solch eine tiefgehende Durchdringung der Musik auch in den Impromptus op. 142 D 935 von Franz Schubert. Dabei zeigt er, welch dramatische Energie in dieser Musik steckt, wenn diese sich in Variationen oder Durchführungen verdichtet, ohne dass er dabei aufdringlich oder vordergründig wird.

Überhaupt zeigt sich der Pianist als ein sensibler und fast schon philosophischer Interpret, der ein sehr anspruchsvolles und durchdachtes Programm konzipiert hat und dieses dann ohne jede Pose oder Eitelkeit gestaltet. Ebenso wie Herbert Schuch die Werke in einer sich steigernden Abfolge anordnet, so steigert sich auch der Beifall des Publikums. Für Franz Liszts „La Campanella“, das Schuch als virtuos flirrende Zugabe spielt, gibt es stehende Ovationen.