Die Duisburger Linken zogen jetzt Bilanz ihrer politischen Arbeit im Stadtrat. Im Kaßlerfelder „Haus Kontakt“ an der Scharnhorststraße mussten dabei die Ratsmitglieder heftige Kritik ertragen. Für den Kreisverband hatte die kontroverse und hitzige Diskussion aber etwas Befreiendes. Ohnehin stand die rot-rot-grüne Kooperation im Rathaus nie ernsthaft in Frage, sie wird auch von den Linken weiterhin mehrheitlich getragen.
Nachdem Ratsfrau Martina Amman-Hilberath einige Erfolge ihrer Fraktion vorgetragen hatte – blumiger nachzulesen in einer 18 Seiten starken Tischvorlage – hagelte es sofort harsche Kritik, insbesondere von Jürgen Aust. Im Landesvorstand, dem er angehört, sehe man die Zusammenarbeit im Rathaus äußerst kritisch und zwar grundsätzlich: „SPD und Grüne stehen für Kriegskurs und Sozialabbau, mit solchen Parteien darf sich die Linke nicht gemein machen.“ Die Fraktion trüge neoliberale Politik und Haushaltskonsolidierung mit und stünde in wichtigen Fragen, etwa der des Factory-Outlet-Centers, nicht auf der Seite der Menschen, nicht auf „der Seite der Widerstandsbewegung“.
Auch andere Parteimitglieder bemängelten, man habe viele faule Kompromisse gemacht: „Wir wollen eine andere Gesellschaft und nicht bloß Anhängsel und Korrektiv der SPD sein.“ Daneben gab es jedoch auch viel Lob. Man habe viele „Schweinereien“ verhindert, etwa soziale Einschnitte oder den Verkauf des Klinikums Duisburg.
„Es gibt ganz starken Verbesserungsbedarf in der Zusammenarbeit und wir sind meilenweit davon entfernt, was wir uns politisch wünschen. Aber mit uns geht es den Menschen in Duisburg noch am wenigsten schlecht“, sagte der Bundestagskandidat Lukas Hirtz. Die meisten Befürworter führten an, mit nur sechs Ratsmandaten, habe man gut und erfolgreich gearbeitet, zu erwarten, die Fraktion könne noch mehr durchsetzen, sei „illusorisch und unrealistisch“.
Ratsherr Hermann Dierkes kochte
Bei Ratsherr Hermann Dierkes kochten allerdings zeitweilig die Emotionen hoch: „Wir haben uns nicht politisch verbogen! Wir haben viel erreicht!“ Wer jedoch noch der Gewerbesteuer nachhinge oder SPD und Grüne dauernd Hartz IV oder den Afghanistankrieg vorhalte, „der hat nicht verstanden, wie Kommunalpolitik funktioniert“. Für Entrüstung sorgte zudem sein Hinweis, dass er viele der „Nörgler und Kritiker“ in der Parteiarbeit vermisse.
Die Arbeit der Fraktion wurde, bei aller Kritik, aber mehrheitlich als Erfolg gewertet. Das reinigende Gewitter kam zur rechten Zeit, denn die Linke möchte nun geschlossen Wahlkampf führen.